Hoffmann, Klementine

[299] Hoffmann, Klementine, Klementine, die Tochter eines trefflichen Mannes, der eine der Stützen des Reichstages von Warschau 1789 gewesen war, mit seinen Eltern aber zugleich sein Vermögen verloren hatte, wurde unter dem Dache einer Hütte am 23. Novbr. 1198 geboren. In dem Hause der Gräfin Szymanowska erzogen, die des Kindes sanftes, schüchternes Benehmen zu dessen Beschützerin gemacht hatte, glühte in der 18jährigen Jungfrau das Gefühl der herrlichsten Nationalität, wie ein Funke des Himmels mächtig empor und ergriff zuerst den Mißbrauch, mit dem die Frauen ihres Vaterlandes ihre ehrwürdige Muttersprache vernachlässigen. Sie schrieb 1819[299] ihre Pannaska (Erinnerungen einer Mutter), die 6 Auflagen erlebte, ein treffliches Werk, von der erhebendsten Vaterlandesliebe diktirt. Einige historische Novellen waren demselben vorausgegangen und 1824 übernahm Klementine die Redaktion eines Journals für die Jugend. Der Segen, welcher aus diesem, eben so belehrenden als nationellen, Unternehmen kräftig emporsproßte, fand die allgemeinste Anerkennung, die selbst die Regierung dadurch an den Tag legte, daß ihr an dem neuerrichteten Institute für Erzieherinnen 1827 ein Lehrstuhl übertragen und außerdem die Oberaufsicht über die sämmtlichen Erziehungsanstalten der Hauptstadt anvertraut ward. In demselben Jahre reichte sie dem bekannten Publicisten Karl Alexander Hoffmann ihre Hand, verlor aber kurz nachher ihre Mutter und eine geliebte Schwester, und noch blutete von diesen Wunden ihr Herz, als die Revolution des 29 Novbr. 1830 sie zu neuer Wirksamkeit rief. Klementine H. ward die Gründerin des berühmten patriotischen Wohlthätigkeitsvereins. Frauen und Jungfrauen aller Klassen eilten herbei und wetteiferten in guten Werken. Nach dem Beginn des Krieges widmete sich der Verein mit staunenswerther Aufopferung dem Dienst in den Spitälern der Verwundeten und Cholerakranken, an der Spitze aller ihrer Gefährtinnen aber, und am Rücksichtslosesten in der Ausübung heiligster Pflichten erschien jederzeit Klementine. Nach der Einnahme Warschau's mußte sie ihr Vaterland verlassen und empfing beim Abschied von ihrer eignen, schönen Schöpfung von Polens Frauen einen einfachen goldnen Ring mit einem Anker und der Zahl 1831. Nach einem mehrmonatlichen Aufenthalte in Dresden lebt sie seitdem in Paris.

R.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 299-300.
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