Mond

[264] Mond. Die Leuchte der Nacht, die Sonne der Romantik mit ihrem Duftschleier, der Vertraute der Liebenden, der Schwan in der ewig blauen Fluth des Firmaments, der bleiche Schwärmer, dieser friedlich sanfte Gefährte unserer Erde, den die Poesie aller Völker feiert, den sich der Moslim als Siegeszeichen gewählt und an welchen der Erdensohn so manchen Aberglauben, so manche wundersam wirkende Kraft geknüpft: er ist der uns zunächst stehende Weltkörper und erhält sein Licht von der Sonne, wie die Erde. Als seinen Centralpunkt umkreist er den Erdglobus, wie dieser seinerseits die Sonne; 13 Mal in einem Jahre legt er die Cirkelbahn zurück und hat in dieser Zeit gerade eben so viel Tage und Nächte wie die Erde. Die Hypothesen über die Mondatmosphäre, über die Mondgebirge, seine ungeheuren Vulkane, Ringberge, Seen, Meere, Thäler etc. sind nur zum Theil sichergestellt. Ueber seine vulkanische Beschaffenheit waltet unter den Astronomen kein Zweifel. Ob er bewohnt sei, ob dort fühlende Wesen auf unsern Planeten herabblicken, wie wir zu ihm empor: Wer kann es ergründen? – Seine Athmosphäre nimmt man zu 8000 F. an; sie ist demnach 30 Mal geringer als die der Erde, seine Entfernung von uns beträgt 51,570 geograph. M., sein Durchmesser 463 solcher M. Man hat Mittel ausgedacht, seine höchsten Punkte zu bestimmen, und manche derselben bedeutend höher gefunden, als die höchsten Punkte der Erde, z. B. 25,000 F. Gegen die Annahme großer Meere streitet der Mangel einer bedeutenden [264] Atmosphäre. Außer der Wahrscheinlichkeit liegen die Wahrnehmungen gewisser Astronomen, welche im Monde Straßen, Festungen, Städte entdeckt haben wollen. Von den Mondbergen bilden manche ganze Reihen und Bergketten, andere stehen um Versenkungen herum, wie ein Wall; man nennt sie Ringgebirge. Mit diesen ist der Mond wie übersäet. Sie gleichen den Kratern unserer Vulkane, können aber als solche nicht angenommen werden, da ihre Einsenkungen eine Tiefe von mehreren Tausend F. und einen Durchmesser von 2–30 M. haben. Die Gestalt der Mondoberfläche läßt nicht zweifeln, daß große vulkanische Eruptionen dort statt gefunden haben. – Mondfinsterniß. 13 Mal umkreist der Mond die Erde, 13 Mal muß er also in dieser Zeit zwischen der Erde und Sonne hindurch, 13 Mal steht aber auch die Erde zwischen ihm und der Sonne. Trifft es so, daß die Mittelpunkte dieser 3 Körper in einer geraden Linie liegen, so gibt es entweder eine Sonnenfinsterniß oder eine Mondfinsterniß; Erstere, wenn der Mond zwischen Sonne und Erde; Letztere, wenn die Erde zwischen Sonne und Mond steht. Diese Bedeckung eines Körpers durch den Schatten des Andern ist entweder so, daß der ganze Körper beschattet wird und dann heißt sie: eine totale Finsterniß, wird nur ein Theil in Schatten gestellt, so ist es eine partielle. – Man hat mehrfach behauptet, daß die Strahlen des Mondes einen eigenthümlichen und schädlichen Einfluß auf den Körper haben. Matrosen, die auf dem Schiffe dem Monde zugekehrt schliefen, sind die Muskeln krampfhaft verdreht worden; andere verloren das Sehvermögen. Fische, die man im Mondenlichte hatte hängen lassen, verursachten, genossen, Krankheiten. Manche behaupten, das Mondlicht stumpfe den Geist bei denen ab, die eine ganze Nacht davon beschienen würden. Daß das Mondlicht einen großen Einfluß auf den Geist hat, beweisen die Nachtwandler, so wie bekannt ist, daß durch dasselbe Wachs und Wäsche gebleicht werden können.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 264-265.
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