Ygdrasil (Mythologie)

[473] Ygdrasil (Mythologie), die Weltesche der skandinavischen Mythe, in der Gestalt eines unendlich großen Baumes, dessen Aeste bis zum Himmel reichen, die ganze Erde beschatten, und dessen Wurzeln tief in dieselbe hinabgehen. Dieser Wurzeln sind drei, eine reicht bis nach Asgard, die zweite nach Jotunheim, die dritte nach Niflheim. An der Wurzel Asenheims entspringt ein Quell, der Urdarborn, der Brunnen der Vergangenheit, an diesem sitzen die drei Nornen, die Schicksalsgöttinnen, und tränken mit der Fluth des Quells den Baum. An der Wurzel Jotunheims quillt der Minirborn, aus welchem einst Odin selbst Weisheit schöpfte. Im Reiche Niflheims springt der Quell Huergelmer, ein Höllenfluß, der Hela's Reich umströmt. Wunderbar ist der Baum der Mythe belebt und bewohnt. Hirsche fressen seine Knospen ab, im Gipfel horstet ein Adler, an den Wurzeln nagt eine Schlange, zwischen ihr und den Hirschen läuft auf und ab ein Eichhorn, das Zwietracht stiftende Kunde hinauf und hinab trägt zwischen den Hirschen und der Schlange. In des Baumes Schatten aber versammeln sich die Asen beim Weltuntergang und halten Rath, wie sie sich retten möchten.

–ch–

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Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 473.
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