Apollo

[327] APOLLO, ĭnis, Gr. Ἀπόλλων, ωνος, ( Tab. II. & XIV.)

1 §. Namen. Diesen haben einige von πάλλω, ich schieße, hergeleitet, weil er, als die Sonne, seine Stralen von sich schieße; Plato ap. Macrob. Saturn. l. II. c. 17. andere vom α priv. und πολλοὶ, viele, weil seines gleichen nicht viele, sondern er allein ist, Chrysipp. ap. eumd. l. c. auf welche Art ihn denn auch die Lateiner Solem von Solus genennet haben; weil er bey seinem Aufgange die andern Gestirne verdunkele und allein leuchte; Macrob. l. c. & Cic. de N.D. lib. II. c. 27. die dritten von ἀπὸ πολλῶν, von vielen, weil dessen Kraft und Hitze gleichsam aus vielen Feuern bestehe; Speusip. ap. Macrob. l. c. die vierten von ἀπ' ἄλλων, von andern, weil er immer von einer andern Himmelsgegend aufgehe; Ceanthes ap. eumd. l. c. die fünften von ἀναπολεῖν, so fern als πόλος den Umkreis der Welt bedeutet, und die Sonne ihn also täglich umlaufe; Cornificius ap. eumd. l. c. die sechsten von ἀπόλλω, ich verderbe, weil die Sonne durch ihre Hitze den Saft der Kräuter auskoche und sie also verderbe, Fulgent. Mythol. lib. I. c. 11. oder auch, weil er durch seine Hitze oft die Pest verursache und also die Thiere verderbe; Ap. Macrob. l. c, die siebenten [327] von ἀπολύω, ich löse auf, weil er als der Gott der Arzeney uns von den Krankheiten befreye, oder von ἀπελάυνω, ich vertreibe, weil er die Krankheiten vertreibe, oder von ἀπόλλυμι, ich nehme weg, weil er überall den Saft und die Feuchtigkeit wegnehme, und dem Himmel wieder gebe, oder auch von ἁπλοῦς, einfach, und λύω, ich löse auf, weil er das Wesen der Dinge, oder vielmehr auch, weil er die Finsterniß der Nacht auflöse und vertreibe; Phurnut. de N.D. c. 32. die achten von dem ebräischen Worte ophel, hoch, weil er sehr hoch stehe; oder auch aus eben solcher Sprache von apilion ein Gezelt, in welchen dasselbe ehrenthalber getragen wurde; Voss. Theol. gentil. lib. II. c. 12. & Etymol. in Sol. s. p. 552. oder auch von dem cretischen Worte Ἀβέλιος, welches eben so viel, als die Sonne, heißt, daher, auch die alten Römer Apello für Apollo sollen geschrieben haben; Id. Theol. gentil. l. II. c. 17. und endlich die neunten auch nur von ἁπλοῦς, einfach, weil er eines sehr einfachen und reinen Wesens sey, Becmann. Origin. L. L. in Apollo s. p. 240. noch mehrerer Ableitungen zu geschweigen, die aber alle sehr ungewiß sind, weil sie meistentheils voraussetzen, daß er und die Sonne einerley sey.

2 §. Aeltern. Insgemein zwar wird Jupiter für des Apollo Vater, und Latona, des Cölus, Hesiod. Theogon. v. 404. & 918. Apollod. l. I. c. 2. §. 2. oder, nach andern, des Polus Tochter, Hygin. Præf. p. 9. für dessen Mutter angegeben. Jedoch machten ihn wenigstens die alten Aegypter zu des Osiris oder Dionysus und der Isis Sohn, die Latona aber zu dessen Erhalterinn vor dem Typhon, und zu seiner nachmaligen Erzieherinn. Herodot. L. II. sect. 156. Ausser diesen werden auch noch Vulcan und Corybas für des Apollo Väter angegeben. Allein, wie es eigentlich viere dieses Namens giebt, worunter der älteste des Vulcans Sohn, und Schutzgott der Stadt Athen, der zweyte des Corybas Sohn, der in Creta geboren worden, und seinen Streit selbst mit dem Jupiter um solche Insel gehabt, der dritte Jupiters und der Latona[328] Sohn, dervon den Hyperboreern nach Delphos gekommen, und der vierte ein Arkadier, welcher von seinen Landesleuten Nomios genannt, und für ihren Gesetzgeber angegeben wird, gewesen ist: Cicero de N.D. lib. III. c. 23. p. 1199. so haben sie allerdings auch immer andere und andere Väter gehabt. Indessen aber bleibt doch Jupiters und der Latona Sohn der berühmteste unter allen; wiewohl es sehr wahrscheinlich ist, daß die Griechen die Geschichte des ägyptischen Horus zum Muster ihres Apollo genommen haben. Banier Erl. der Götterl. III. B. 391 S. Vermuthlich sind diesem denn noch viele von der übrigen Thaten und Verrichtungen zugeschrieben werden.

3 §. Geburt. Weil Juno durchaus nicht leiden konnte, daß Jupiter mit einer andern etwas ungebührliches vornahm, Callimach. Hymn. in Delum. v. 54. so verfolgete sie daher auch die Latona aufs grausamste. Apollod. lib. I. c. 4. §. 1. Sie beschwur nicht allein die Erde, daß sie ihr keinen von der Sonne jemals beschienenen Platz, wo sie gebähren könnte, geben solle; Ovid. Metam. VI. 186. & ad eum Farnab. it. Hygin. Fab. 140. sondern bewog auch den ungeheuren Drachen Python, daß er sie allenthalben verfolgete, Serv. ad Virgil. Aen. III. 73. bis endlich Jupiter dem Nordwinde befahl, sie zu dem Neptun zu bringen. Dieser brachte die Insel Delos hervor, welche bis dahin unter dem Wasser verborgen gewesen. Weil sie also ein Ort war, den die Sonne nicht beschienen hatte, als Juno den Eid von der Erde genommen, so gebahr Latona in derselben unter einem Palmbaume, Callim. l. c. v. 209. oder, wie andere wollen, indem sie einen Oelbaum ergriff, Hygin. Fab. 146. oder zween Lorberbäume zugleich hielt, Serv. ad Virgil. l. c. v. 92. zuerst die Diana, und da diese sofort selbst wieder der Hebamme Stelle bey ihr vertrat, darauf auch den Apollo. Id. ad eumd. l. c. v. 73. & Spanhem. ad Callim. l. c. v. 255. Wie aber hierbey die Insel Delos fest, stehen blieb, da sie sonst nur auf dem Meere herum schwamm; Senec. Hercul. [329] Fur. v. 15. so erfolgete solche Geburt nach einigen, da Latona erst 7 Monate mit besagten ihren Kindern schwanger gegangen war, Schol. Gr. ad Callim. l. c. v. 251. nach andern aber auch den 7ten Tag des Monats; daher denn solcher hernachmals dem Apollo für heilig gehalten wurde. Hesiod. Εργ. v. 768. & Spanh. ad Callim. l. c. Ob nun also gleich die Insel Delos mit vielen Umständen für dessen Geburtsort angegeben wird, so machen den noch einige bald Lycien, bald Zostere in Attica, bald Tegyra in Böotien Semus Delius ap. Steph. Byz. in Τέγυρα. dazu, oder suchen ihn auch, wie schon vorher gedacht worden, gar bey den Hyperboreern. Cic. de N.D. l. III. c. 23. p. 1199.

4 §. Auferziehung. Nach einigen wurde er zu Anfange, wie andere Kinder, mit Milch auferzogen, Callimach. Hymn. in Del. v. 274. und Asterie, eine Nymphe, war dessen Amme; Spanhem. ad l. c. Dagegen wollen andere, es habe ihn Themis mit Nectar und Ambrosia unterhalten. Hom. Hymn. in Apoll. v. 123.

5 §. Thaten. Gleich den vierten Tag nach seiner Geburt erlegete er den obgedachten Python mit denen Pfeilen, die ihm Vulcan geschenket hatte; Hygin. Fab. 140. und, weil ihm Latona dabey zurief, Βάλλε παιὰν, immitte feriendo, so bekam er daher den Namen Päan, Macrob. Saturn. l. I. cap. 17. wie von dem Python selbst den Beynamen Pythius. Er bemächtigte sich aber hierbey auch zugleich des Orakels auf dem Parnasse, und stiftete dabey zum Andenken dieses seines Sieges die pythischen Spiele. Ovid. Metam. I. 545. Hierauf verliebete er sich in die Daphne, die aber darüber in einen Lorberbaum verwandelt wurde. Id. ib. v. 452. Er vertrauete seinem Sohne, dem Phaeton, den Sonnenwagen an, der aber die Erde damit anzündete, und ander Unwesen mehr verursachete, weil er die Pferde nicht regieren konnte. Da ihn nun Jupiter deswegen mit dem Blitze erschlug, Id. ib. lib. II. v. 105. so wollte auch Apollo solchen Wagen nicht regieren, daß also alles mit der Nacht bedecket blieb. Jedoch, als ihn die Götter [330] bathen, solches nicht zu thun, Jupiter auch seine Drohung darzu that, so ließ er sich endlich bewegen, denselben noch ferner zu führen. Id. ib v. 381. Mittlerweile hatte er seine Liebeshändel mit der Koronis, und verwandelte dabey den Raben aus einem weißen Vogel in einen schwarzen, weil er Ursache war, daß solche Nymphe darüber umkam. Id. ib. v. 532. Als darauf Jupiter seinen Sohn, den Aeskulapius, mit dem Blitze erschlug, erschoß er dafür mit seinen Pfeilen die Cyklopen, welche dem Jupiter die Donnerkeile geschmiedet hatten, mußte aber dafür selbst den Himmel meiden und dem Admetus, Könige in Thessalien, ein Jahr lang dienen Hygin. Fab. 49. & ad eum Munck. l. c. Er hütete daher dessen Rinder an dem Flusse Amphrisus. Indem er sich: aber einst mit der Pfeife vergnügete, so stahl ihm indessen Mercurius, als ein noch kleines Kind, diese Rinder; und, da ihm weder dessen Mutter, noch auch Mercurius solche zurück geben wollte, so nahm er diesen, welcher in Windeln gewickelt war, und trug ihn also selbst vor den Jupiter, da er sie denn endlich wieder bekam. Allein, da er den Mercurius auf der von ihm erfundenen Leyer spielen hörete, so gab er ihm für dieselbe seine Rinder, und endlich auch für dessen Pfeife nicht nur seinen goldenen Stab, sondern unterrichtete ihn auch noch dazu in der Wahrsagerkunst, Apollod. lib. III. c. 10. §. 2. & Ovid. Met. II. 676. die er selbst von dem Pan erlernet hatte. Apollod. lib. I. c. 4. §. 1. Er begab sich darauf aus Thessalien nach Lacedämon, und ließ sich hier mit dem Hyacinthus in ein Lustspiel mit der Wurfscheibe ein. Weil aber Zephyrus aus Eifersucht solche Wurfscheibe dem Hyacinth auf den Kopf warf, daß er starb, so mußte er sich auch von Sparta hinwegbegeben, Ovid. Metam. X. 162. Apollod. lib. III. c. 10. §. 3. da er sich denn nach Troja machete, und mit dem Neptun die Mauern um solche Stadt bauen half. Jedoch spielete er seines Theils nur auf der Leyer, worauf sich die Steine selbst in die Mauern zusammen setzeten; wiewohl er doch solche, [331] nach andern, zur Strafe mit mußte bauen helfen, weil er den Jupiter mit binden wollen, da sich die andern Götter wider ihn auflehneten. Ovid. Epist. Parid. v. 179. Als aber Laomedon so wohl ihn, als den Neptun, mit dem bedingten Lohne betrog, und Neptun daher ein ungeheures Meerwunder verschaffete, welches die Gegend um Troja verwüstete, Tzetz. ad Lycophr. v. 34. so gab er, als Laomedon sein Orakel um Hülfe dargegen fragete, aus Rache gegen ihn, den Rath, man sollte dem besagten Ungeheuer eine gewisse Anzahl trojanischer Jungfern zu verschlingen geben, unter denen das Looß endlich auch selbst des Laomedons Tochter, die Hesione, traf. Hygin. Fab. 89. Ferner halfer dem Alkathous die Mauern um die Stadt Megara bauen, wovon zum Andenken ein Stein liegen blieb, auf welchen er bey der Arbeit inzwischen seine Leyer geleget hatte, der aber davon die Eigenschaft behielt, daß er einen Klang, wie dergleichen Instrument, von sich gab, wenn man darauf schlug. Pausan. Attic. c. 42. Ob er gleich selbst ein Gott der Musik war: so wagete doch Marsyas dereinst einen Wettstreit mit ihm; Da sie nun eins geworden, daß der Obsieger mit dem Ueberwundenen machen möchte, was er wollte, so band er den Marsyas, als er verspielete, an einen Baum, und zog ihm also lebendig die Haut ab. Apollod. lib. I. c. 4. §. 2. Sieh Marsyas. Einen andern solchen Wettstreit hatte et auch mit dem Pan, welcher die Flöte der Leyer vorziehen und ihn durch sein Spielen auf jener übertreffen wollte. Tmolus wurde zum Schiedesrichter erwählet, welcher dem Apollo den Sieg zusprach. Midas aber, der auch mit dabey gewesen, verwarf dieses Urtheil, und bekam zur Erkenntlichkeit dafür ein Paar Eselsohren. Ovid. Metam. XI. 146. sqq. Als auch Niobe, des Amphions Gemahlinn, zu Theben, sich wegen der Menge ihrer Kinder gar sehr gegen die Latona erhob, so erschoß er alle ihre Sohne mit seinen Pfeilen, wie Diana ihre Töchter. Hygin Fab. 191. Bey der Stürmung des Himmels von den Titanen stund er dem [332] Jupiter bey; Id. lib. IV. c. 5. §. 6. und, wie auch die Riesen dergleichen thaten, so schoß er insonderheit dem Ephialtes das linke Auge aus, wie Herkules das rechte. Hyg. Fab. 150. Jedoch fürchtete er sich seines Orts gleichwohl vor dem Typhöus in Aegypten dergestalt, daß er sich in einen Kranich verwandelte, damit er von solchem nicht gefunden würde. Id. Astron. Poët. l. II. c. 28. Besser hielt er sich in den von den Göttern angestelleten Kampfspielen, als sie die Titanen endlich bezwungen hatten, und er dabey den Mercurius im Wettlaufen, und den Mars selbst im Fechten überwand. Pausan. Eliac. prior. c. 7. Als auch Phorbas mit den Phlegyern dies Wege nach Delphi unsicher machete, und ein jeder dahin reisender mit ihm ringen mußte, so verstellete sich Apollos in einen Ringer, und erlegete ihn. Micyll. ad Ovid. Metam. XI. 414. Uebrigens hält man die Medicin, Ovid. Metam. I. v. 521. die Bogen und Pfeile, Diod. Sicul lib. V. c. 74. p. 235. die Poesie unds Musik, Ovid. l. c. v. 518. und die Kunsts wahrzusagen, Voss. Theol. gentil. l. 2. c. 12. für seine Erfindung, oder er wird doch für einen sonderbaren Meister in diesen vier Wissenschaften gerühmet, Galen. Schol. inedit. ad Homer. ap. Spanhem. ad Callim. Hymn. in Apoll. v. 42. und daher auch als ein Gott und Vorsteher derselben, Voss. l. c. zuförderstaber der 9 Musen verehret. Phurnut. de N.D. c. 32.

6 §. Buhlschaften und Kinder. Daß er eine ordentliche Gemahlinn gehabt, findet sich nirgends, hingegen aber hatte er der Buhlschaften eine ziemliche Anzahl, und zeugete von solchen


mit der Coronis den Aeskulapius,

mit der Cyrene den Aristäus, Authokus, Nomius und Argäus,

mit der Aethusa den Eleutheres, Hyperenor und Hyreus,

mit der Euböa den Argeus,

mit der Corycia den Lykoreus,

mit der Urania den Linus,

mit der Thyia den Delphus,

mit der Akakallis den Philacides, Philander und Naxus,

mit der Evadne den Jamus,

mit der Thero den Chäron,

[333] mit der Area den Miletus,

mit der Babylonia den Arabus, Akräphus und Ismenius,

mit der Thyria den Cyknus,

mit der Manto den Mopsus,

mit der Melia den Tenarus und Ismenius,

mit der Syllis den Zeuxippus,

mit der Sinope den Syrus,

mit der Themisto den Galeus,

mit der Calliope den Orpheus, Hymenäus und Jalemus,

mit der Chio den Philammon,

mit der Anthippe den Chius,

mit der Rhöo den Anius,

mit der Stilbe den Lapithes, Centaurus und Cyzicus,

mit der Creusa den Janus,

mit der Cleobule den Euripides,

mit der Dia den Dryopes,

mit der Anthllena den Oaxus,

mit der Antianira den Idmones,

mit der Thalia die Corybanten,

mit der Rhytia die Cureten,

mit der Aglaia den Thestores,

mit der andern Akakallis den Miletus, Amphithemins und Garamantes,

mit der Othreis den Phagrus,

mit der Phthia den Laodokus und Dorus,

mit der Lycia den Patarus,

mit der Smyrna die Möra,

mit der Endelechia die Psyche,

und sodann noch ferner mit andern den Castalius, Melaneus, Coronus, Megareus, und die Phemonoes,


von denen, insgesammt an ihrem Orte ein mehreres steht. Indessen aber hatte er seine Absicht auch noch auf die Daphne, wie bereits gemeldet worden. Allein, da er derselben nicht habhaft werden konnte, so wiedmete er sich den Lorber, in welchen sie war verwandelt worden, zu seinem Baume, und verhieß ihr, mit ihren Zweigen sein Haupt, seine Cithar und seinen Köcher zu krönen; Ovid. Med. I. 559. ferner auf die Bolina, die sich aber lieber in einen Fluß stürzete und ersäufete, als ihm zu Willen war, wofür er ihr die Unsterblichkeit schenkete; Pausan. Ach. c. 23. [334] ingleichen die Cassandra, des Priams Prinzessin, der er die Kunst zu wahrsagen versprach, wofern sie ihm zu Gefallen seyn wollte, die aber, als sie die Kunst weg hatte, ihr Versprechen nicht hielt, dagegen er denn machte, daß sie zwar wahrsagete, ihr aber niemand glaubete. Apollod. lib. III. c. 11. §. 5. Leukothoe war so widersetzlich gegen ihn nicht, und wurde dafür von ihrem Vater, dem Orchamus, lebendig begraben, aus deren Grabe denn Apollo einen Weihrauchstrauch erwachsen ließ; Ovid. Metam. IV. v. 208. und, da er die Clytia dagegen verließ, so wurde solche darüber endlich aus Sehnsucht nach ihm in eine Sonnenbluhme verwandelt, die sich daher immer nach ihm zukehret, Id. ib v. 256. Was zwischen ihm und dem Hyacinth vorgegangen, ist bereits gemeldet worden: doch ließ er aus dessen Blute die Hyacinthen, eine Art Bluhmen, zu dessen Andenken aufwachsen; Id. ib. l. X. v. 162. und als sein anderer Liebling, Cyparissus, sich über einen Hirsch, an dem er sein einziges Vergnügen hatte, den er aber aus Versehen selbst erschoß, zu Tode grämete, so verwandelte er solchen in einen Baum dieses Namens, nämlich in eine Cypresse, die auch nach der Zeit ein Zeichen des Traurens verblieb. Id. ib. v. 121.

7 §. Verehrung. Es wurde fast kein Gott mehr verehret, als er. Fast alle Cärimonien seines Dienstes aber bezogen sich auf die Sonne, deren Sinnbild er war, oder auf die Eigenschaften, von denen man glaubete, daß er sie besäße. Ban. Erl. der Götterl. III B. 422 S. Seinen berühmtesten Tempel hatte er unter den Griechen zu Delphi, der wegen seines Orakels von aller Welt besuchet wurde, auch daher mit den reichsten Verehrungen prangete; und, als ihn insonderheit Brennus und die Gallier ehemals bestürmeten, auf eine besondere Weise von dem Apollo selbst, wie man vorgab, beschützet wurde. Iustin. lib. XXIV. c. 6. & Berneg. ad l. c. Andere hatte er zu Eli, Pausan. Eliac. prior. c. 25. zu Epidaurus, Id. Corinth. c. 27. zu Tegea, Id. Arcad. c. 53. zu Argos, der beydes so alt, als berühmt [335] war; Id. Corinth. c. 19. bey Corone, Id. Messen. c. 34. zu Cyparissus, Id. ib. c. 36. zu Athen, Id. Attic. c. 19. zu Sicyon, Id. Corinth. c. 11. zu Bassis, welcher einer der schönsten in dem ganzen Peloponnesus war, Id. Arcad. c. 41. zu Trözene, Id. Corinth. 16. c. 31. 32. zu Hermione, Id. Corinth. c. 35. zu Lykosura, Id. Arcad. c. 29. bey Ileum, Id. Corinth. c. 35. zu Theben, Id. Bœot. c. 23. zu Pheneis, Id. Arcad c. 15. zu Pellene, Id. Ach. c. 27. u.s.f. Imgleichen in der Insel Delos, der auch einer der berühmtesten in der Welt war, und wegen seines Rufes von den Persern verschonet blieb, ungeachtet sie sonst alle Tempel der Griechen verbrannten; Spanhem. ad Callim. Hymn. in Delum. v. 24. & Voss. Theol. gent. lib. II. c. 12. ferner zu Klarus, Pomp. Mela l. I. c. 17. zu Triopius in Karien, Gyrald. Synt. VII. p. 226. zu Antiochia in Syrien, Id. ib. p. 241. zu Hyla in Cypern, Id. ib. p. 242. zu Seleucia in Syrien, Id. ib. p. 245. zu Gergytho in Troas, Id. ib. auf dem Felde Thymbra bey Troja, Id. ib. p. 246. zu Grynäum, Id. ib. zu Phyllus in Thessalien, Id. ib. p. 248. zu Tarrha in Creta, Id. ib. zu Marmarium bey Coristo, Id. ib. p. 249. zu Tragäa in der, Insel Naxus, ld. ib. zu Miletus, Id. ib. p. 231. u.s.f. Bey den Römern aber hatte er dergleichen insonderheit zu Rom selbst, als in der Regione prima, Ruf. Descript V. R. ap. Nardin. lib. LII. c. 1. in der Regione quinta, ap eumd. lib. IV. c. 1. in der Regione sexta, Id. ap. eumd. l. c. c. 6. in der Gegend des jetzigen Fontana di Trevi, oder der päpstlichen Gärten, an dem Quirinal, Nardin. l. c. p. 188. in der Regione nona, Ruf. ap. eumd. lib. V. c. 1. welcher der älteste Tempel dieses vermeynten Gottes zu Rom war, und zwischen dem jetzigen Palazzo di Savelli und der Piazza di Campitello stund, sonst aber von dem römischen Volke ums Jahr V.C. 330. bey damaliger großen Pest war gelobet worden; Nardini l. c. c. 2. p. 325. & Alex. Donat. lib. I. c. 10. in der Regione decima, Ruf. ap. eumd. l. c. c. 11. der vom August erbauet worden, und einer der schönsten Tempel in Rom war, woran[336] vieles von Golde, die Thüren aber von Elfenbeine verfertiget waren, die schöne Gallerie und Bibliothek, und dergleichen dabey zu geschweigen; Nardin. l. c. c. 14. p. 394. & Alex. Donat. lib. III. c. 2. in der Regione undecima, Onuphr. Panvin. ap. eumd. lib. VII. c. 1. und endlich auch in der Regione decima quarta, Id. ap. eumd. ibid. cap. 10. welcher hernach in die Kirche der heiligen Petronilla verwandelt, endlich aber wegen der S. Peterskirche gar soll seyn niedergerissen worden. Nardin. l. c. c. 13. p. 479. Hiernächst wurden ihm zu Ehren besondere Spiele gefeyert, als die pythischen an verschiedenen Orten, die delischen in Delos und zu Nicäa in Bithynien, Spanhem. ad Titul. Callim. Hymn. in Del. p. 318. die Ludi sæculares zu Rom, Horat. Carm. sæcular. & ad illud Desprez. Cf. Rosin. lib. V. c. 21. die theoxenischen zu Pellene, Pausan. Ach. c. 27. noch andere zu Triopium, Gyrald. Synt. VII. p. 226. u.s.f. m. So waren ihmzuförderst die Insel Delos, Pindar. & alii ap. Spanh. ad Callim. l. c. v. 2. die Stadt Delphi, Vetus Poëta ap. Varronem, laudante Gyrald. l. c. p. 225. der Berg Sorakte in Italien, Desprez ad Horat. l. I. Od. 11. v. 2. der Berg Helikon, sofern er insonderheit Vorsteher der Musen war, Pausan. Bœot. c. 29. und andere Oerter heilig: von Thieren aber der Schwan, wegen seines vorgegebenen Gesanges vor seinem Tode; die Heuschrecken, um gleicher Ursachen willen, weil Apollo ein Gott der Musik seyn soll; der Rabe, als einem Gotte der Wahrsagerkunst, weil solcher Vogel mit seinem Schreyen das Wetter vorher bemerket, und der Wolf, weil er so scharfsichtig, wie die Sonne, oder auch des Morgens aufden Raub ausgeht, wie die Sonne aufgeht; von den Pflanzen und Bäumen der Lorber, weil solcher seine Blätter unverändert behält, wie die Sonne ihre Gestalt, oder auch weil er, wie die Sonne, hitziger Natur ist; der Oelbaum, weil solcher insonderheit die Sonne liebet. Voss. Theol. gentil. lib. II. c. 12. Dazu setzen andere noch die Greise, weil sie eine Fähigkeit haben sollen, künftige Dinge zuvor zu wissen, [337] Nat. Com. lib. IV. c. 10. p. 363. die Habichte, weil sie eben sehr scharfsichtig sind, Id. ib. p. 364. Cf. Pomey P. I. p. 34. und die Haushähne, weil sie der Sonnen Aufgang vorher melden; Id. ib. & Chartar. p. 29. ferner die Wacholder, die Tamarisken und den wilden Oelbaum. Nat. Com. l. c. p. 349. 351. 347. Von Thieren wurden ihm ferner insonderheit Lämmer, Homer. Iliad. Δ. und schwarze Stiere geopfert, Virgil. Aen. III. 119. und als der Sonne insonderheitdie Schafe, Esel und Pferde. Taubm. ad Virgil l. c. Die Loblieder aber, die ihm zu Ehren gesungen wurden, hießen besonders Päane, Spanhem. ad Titul. Hymn. Callim. in Iovemp. 3. Cf. Voss. Instit. Poet. lb. III. c. 13. §. 4. und Nomi. Spanhem. ad Callim. Hymn. in Del. v. 304. Cf. Voss. l. c.

8 §. Beynamen. Diesen nach heißt er, und wird hin und wieder beygenannt:


Abæus, Abelius, Acesius,

Acirocomes, Acrorita, Actius,

Aegletes, Aeginetes, Agræus,

Agyieus, Alexicacus, Aleuro mantis

Amazonius, Amyctæus, Anaphæus,

Anax, Aperta, Aphetor,

Archigetes, Arcitenens, Astypalæus,

Belenus, Belis, Boëdromius,

Carneus, Cataon, Cereates,

Cillæus, Cirrhæus, Clarius,

CœlispexCorinthius, Cous,

Comæus, Cynnius, Cynthius,

DaphnæusDaphnitesDecatephorus,

Delius, Delphicus, Delphinius,

Decradiotes, Dicæus, Didymæus,

Dionysiodorus, DircæusEcbasius,

Embasius, Epactius, Eous,

Epibaterius, Epicurius, Epidelius,

Epitropius, ErisatheusErithius,

Eutresites, Gergithius, Geruntius,

GrynæusHaleus, Hecatombæus,

Helius, HoriusHorus,

Xylata, Hyperionides, Hysius,

Illeus, IntonsusIsmenius,

Ixius, LarissæusLathræus,

Leschecorius, Leschenarius, Leucadius,

Libystinus, Lithesius, Loxias,

Lycius, Maleates, Marmarinus,

Myoctonus, Musagetes, Nomius,

Oetosyrus, Oncæates, Oncæus,

Pæan, Pagasæus, Pagasites,

Palatinus, Parnopius, Parrhasius,

Pasparius, Pataræus, Phaethon,

Phanes, Philesius, Phœbus,

PhylleusPhyxius, Platanistius

Polius, ProstateriusPtous,

Pythius, Pythoctonus, Salganeus,

Sciallius, Selinuntius, Sitalcas,

Sminthius, Sosianus, Spodius, [338]

Stobæus, Tegyræus, Telchinius,

Telmissius, Tembrius, Temenites,

Teneates, Thearius, Thecmius,

Theoxeoius, Thorates, Thornax,

Thymbræus, Thyreus, Thyrxeus,

Tilphossiuus, Titan, Tragius,

Triopius, Tyrbenus, Volturius,


welche an ihren Orten besonders können nachgesehen werden.


9 §. Bildung. Man hat noch eine große Anzahl von Denkmaalen, aus welchen man solche ersehen kann. Montfauc. Ant. expl. T. I. P. I. tab. 49. sq. Hier will man nur die vornehmsten anführen, und die Vorstellung einiger seiner Geschichte bey denen Personen anzeigen, mit denen sie sich eräuget haben. Nach einigen wurde er bald als ein Knabe, bald als ein Jüngling ohne Bart, jedoch aber auch manchmal mit einem Barte gebildet, der auf dem Kopfe einen goldenen Dreyfuß, in der rechten Hand Pfeile, Bogen und Köcher, in der linken aber eine Cithar oder Leyer hatte. Dabey stund er mit den Füßen auf einem Unthiere, welches einen Leib und Schwanz wie ein Drache, drey Köpfe, als einen Hunds-Wolfs- und Löwenkopf hatte: auf seinem eigenen Haupte aber trug er noch eine Krone mit zwölf köstlichen Steinen, und neben sich hatte er einen Lorberbaum, mit einem darüber schwebenden Raben. Unter dem Lorber tanzeten die neun Musen um ihn herum, und von ferne lag ein ungeheurer Drache, der mit einem seiner Pfeile durchschossen war: alles aber war zwischen den beyden Höhen des Parnasses vorgestellet, aus welchen der castalische Brunnen hervor floß. Albric. de Deor. Imag. c. 4. Hierbey aber wird billig erinnert, daß statt der zwölf Edelgesteine die Krone vielmehr zwölf Spitzen haben soll, und ihm an statt solcher von einigen ein Lorberkranz aufgesetzet wird. Muncker. ad Albr. l. c. Doch findet man ihn auch auf einigen Münzen zuweilen mit einem Hute. Begeri Observ. in numism. quæd. p. 1. Allein, er wurde auch wohl nur schlechterdings mit goldgelben lockichten Haaren, einem silbernen Bogen in der linken Hand, und einem Köcher auf dem Rücken, gebildet. Apollon. lib. II. v. 678. [339] Wenn man aber denselben am eigentlichsten bilden und vorstellen will, so wird er als eine schöne junge Mannsperson ohne Bart und mit gelben Haaren gebildet, die auf dem Kopfe einen Lorberkranz, in der einen Hand aber Pfeile und einen silbernen Bogen hat, und auf dem Rücken einen Köcher, in der andern Hand aber eine Leyer hält, hiernächst unter, oder neben sich einen erschossenen großen Drachen liegen, oder auch die neun Musen um sich hat, auf welchen letztern Fall er aber nur die Leyer, hingegen weder Pfeile noch Bogen und Köcher führet. Doch hat er hierbey einen fliegenden Rock um sich, den er bald um sich herunter hängen, bald aber zurück geschlagen; Spanhem. ad Hymn. Callim. in Apollin. v. 32. bald aber auch nur über den Arm hängen hat. So wird er in einer Bildsäule vorgestellet, wo er die Leyer zu stimmen scheint, und ein Schwan zu seinen Füßen steht. Begeri spicileg. antiq. p. 159. Auf einem alten Gemälde fließt ihm der Mantel, der auf der rechten Schulter zusammen geheftet ist, und mit pfauähnlichen Farben spielet über den linken Arm hinten hinunter, den er nebst der Leyer auf einem mit einem weißen Tuche bedeckten Altar stützet. In der rechten Hand, womit er an das eine Horn der Leyer faßt, welche braunroth ist, hält er auch das Plectrum, und steht in einer Stellung, als ob er eben jausgehöret hätte, zu spielen, oder nachdächte, was er jetzt spielen wollte. Le pitture antiche d'Ercolano. T. III. tav. I. Er war der schönste unter den Göttern, und an ihm muß der höchste Begriff idealischer männlicher Jugend gebildet werden, worinnen sich die Stärke vollkommener Jahre mit den sanften Formen des schönsten Frühlinges der Jugend vereiniget findet. Winkelmanns Gesch. der Kunst 1 Th. 158 S. In einigen Bildsäulen desselben ist seine Bildung einem Bacchus sehr ähnlich, wie bey derjenigen im Campidoglio, wo er sich nachläßig an einen Baum lehnet, und einen Schwan neben sich hat. Winkelm. l. c. 161. S. Die Muskeln an ihm sind gelinde und wie ein geschmolzenens [340] Glas in kaum sichtbare Wellen geblasen, so daß sie mehr dem Gefühle, als dem Gesichte, offenbar werden. Ebendas. 164 S. Seine schönste Bildsäule ist die im Belvedere, welche unter allen Werken des Alterthumes, die der Zerstörung derselben entgangen sind, das höchste Ideal der Kunst ist. Winkelmann beschreibt sie mit einer Lebhaftigkeit, welche einer poetischen Entzückung und Begeisterung sehr nahe kömt. Ebendas. 392 S. Sie stellet ihn aber halb nackendmit einer Art von Gewande über den Schultern vor, wie er sich mit der linken Hand auf den Stamm eines Baumes lehnet, um welchen sich eine Schlange windet. Auf dem Rücken trägt er einen Köcher, und hält den rechten Arm ausgestrecket, in dessen Hand er vielleicht einen Bogen trug: die Hand ist aber abgefallen. Auf einem geschnittenen Steine ist sein Haupt an statt des Lorbers mit Aehren umkränzet, Borioni Collect. antiq. roman. p. 23. tab. 31. und in einer Abbildung beym Natal. Com. lib. IV. c. 10. p. 179. Ed. Patav. sieht man ihn mit dem Donnerkeile in der Hand, woraus zugleich auch Kornähren schießen: wobey er in der rechten eine Peitsche führet, wie sein Bild zu Heliopolis war. Macrob. Saturn. L. I. c. 230. p. 311. wie er denn auch auf einer Münze der Stadt Thyrria in Arkadien den Donnerkeil führet. Golz. Græc. tab. 61. Sehr viele andere Vorstellungen desselben auf solchen findet man in Lipperts Dactyliothec. I Taus. IV Abschn. n. 139–207. Die Assyrier stelleten ihn ganz anders vor, indem sie ihn als einen ansehnlichen Mann abbildeten, der einen großen spitzzugehenden Bart hatte, auf dem Haupte einen goldenen Korb trug, und mit einem Brustharnische angethan war. In der linken Hand hielt er einen Spieß, worauf oben eine kleine Statüe der Victoria zu sehen war: in der rechten Hand aber trug er einen Bluhmenstrauß, und um sich eine Kleidung mit dem Medusenkopfe. Vor seinen Füßen saß ein Frauenzimmer mit zweyen andern zur Seite, die aber alle drey von einer großen Schlange umschlungen waren; [341] neben ihm stund auf jeder Seite noch ein Adler. Macrob. Saturn. I. cap. 17. p. 285. & Chartar. Imag. 10. p. 34. Die Perser stelleten ihn in einem persischen Kleide mit einem Löwenkopfe in einer Höhle vor, in welcher er eine Kuh bey den beyden Hörnern hielt. Luctatius ap. Chartar. l. c. p. 32. So wurde er auch wohl von den Griechen gebildet, daß er in der linken Hand ein Schild oder einen Bogen, auf der rechten aber die drey Gratien stehen hatte, Porphyrius ap. Pomey p. 23. weil er langsamer zu schaden, und hurtiger zum Gutes thun ist. Macroh. Saturn. lib. I. c. 17. p. 273. Die Abbildungen desselben aufden Münzen sind verschieden, und werden meistens unter seinen Beynamen angeführet seyn.

10 §. Eigentliche Historie. Nach einigen soll er der Jubal, Lamechs Sohn, seyn, von welchem Moses gedenket, daß er ein Vater derer gewesen, die auf Citharn und Instrumenten gespielet, welches denn mit dem Apollo in so fern zutreffen soll, als er für einen Erfinder der Musik angegeben wird. Voss. Theol. gent. lib. I. c. 16. Allein, wenn er ja eine biblische Person seyn soll, so wollen andere lieber, ihrer Gewohnheit nach, den Moses aus ihm machen. Sie machen daher aus dem Bacchus und Apollo eine Person, und wie dieser von den Titanen zerrissen und ins Wasser geworfen, von seiner Mutter aber wieder lebendig gemachet worden, so soll dieses des Moses Wegsetzung in den Nil, und dessen Erhaltung durch seine Mutter und Schwester bedeuten. Es wird Apollo für Jupiters Sohn angegeben; und alle Frommen, dergleichen Moses auch gewesen, heißen Kinder Gottes. Apollo war ein Liebhaber des Tanzens, Moses sang ein Lied, und Miriam hielt ihren Tanz. Apollo soll in Libyen geboren seyn, Moses hatte Aegypten zu seinem Vaterlande, welches an Libyen liegt. Moses soll Hörner gehabt haben, des Apollo Vater, Ammon, auch. Apollo soll in Arabien unterrichtet worden seyn, Moses ebenfalls. Apollo hat mit der Sinope den Syrus gezeuget, Sinope soll fast mit [342] Sephora übereinkommen, und die Sinope also des Moses Weib bedeuten. Apollo heißt Auricomus, Goldhaaricht, weil Moses Gesicht einen starken Glanz von sich gegeben. Apollo soll ein Wahrsager gewesen seyn, und Moses war ein Prophet. Apollo hatte eine Krone mit zwölf Stralen, oder zwölf Edelgesteinen, und Moses Haupt warf auch Stralen von sich, und das Urim und Thumim enthielt ebenfalls zwölf dergleichen Steine. Ueber dem Apollo flog ein schwarzer Rabe; dieser soll bedeuten, daß Gott sich dem Moses seinem Wesen nach gar dunkel offenbaret. Um den Apollo herum tanzeten die Musen, und um Mosen that es das israelitische Frauenzimmer, als er sie durch das rothe Meer geführet hatte. Apollo erschoß den Python, welches Pharao seyn soll, der im gedachten Meere ersoff. Apollo sitzt zwischen den beyden Höhen des Parnasses; dieses soll Moses zwischen den Bergen Sinai und Horeb bemerken. Apollo soll auch nur durch eine Säule in dem Tempel zu Delphi vorgestellet worden seyn, und diese Säule soll des Moses Feuer- und Wolkensäule seyn. Apollo führete Admets Rinder, und Moses mit den Israeliten wurde von dem Pharao mit harter und unausländiger Arbeit gedrücket, und was der Vergleichungen alle mehr sind, woraus. man glauben soll. daß der Heyden Apollo nichts, als ein von Moses entlehntes Wesen, und sie in der That einerley gewesen. Huet. D. E. Propos. IV. cap. 10. §. 6. Allein, wie seine Historie am sichersten erst nach den unterschiedenen Personen dieses Namens eingetheilet wird: so war einer derselben König in Arcadien, der aber, weil er viel neue Gesetze gab, und folglich allzustrenge regieren wollte, von seinen Unterthanen des Thrones entsetzet wurde, worauf er sich denn zum Admet nach Thessalien begab, der ihm zu seinem Unterhalte einen Strich Landes an dem Flusse Amphrysus einräumete. Daher hat man gedichtet, er habe darum, daß er die Cyklopen getödtet, aus dem Himmel, oder seinem Königreiche, entweichen, und Admets Rinder hüten müssen, [343] weil die Könige ehemals auch ποιμένες λαοῦ, oder Hirten ihres Volkes genannt werden. Theodont. ap. Boccacc. lib. V. cap. 3. Ein anderer Apollo war des Königes oder Jupiters in Creta, natürlicher Prinz, dessen Mutter jenes Gemahlinn durch einen ihrer Lieblinge aufs heftigste verfolgen ließ, daher sich denn dieselbe auch endlich in der Insel Delos versteckete. Als aber ihr Sohn nun erwachsen war, so suchete er besagten Liebling der Königinn wieder auf: und da er ihn bey Delphi antraf, so erschoß er ihn zur Rache seiner Mutter, mit einem Pfeile. Das Vorgeben aber, daß die Insel Delos vorher verborgen, und in der Tiefe des Meeres gestecket haben soll, bemerket, daß selbige vorher ganz unbekannt gewesen; und, da der Python oder Drache, welches erwähnter Liebling oder Officier war, ein Ungeheuer mit vielen Köpfen gewesen, so bedeutet solches, daß er einen ganzen Haufen seiner Leute angeführet; und da ihn Juno aus der Erde hervor gebracht, so leget man solches dahin aus, daß er von geringem und unbekanntem Herkommen gewesen, von der Juno, oder besagter Gemahlinn des Königes in Creta aber, erst bekannt gemachet worden. Banier Entret. VI. ou P. I. p. 154. Weil denn hiernächst auch ein Apollo die Wirkungen der Kräuter untersuchete, und damit vielen Kranken half, so wurde er für einen Erfinder der Arzeneykunst, und selbst für einen Gott gehalten. Daß er von dem Mercur die Cithar bekommen, deren Wesen in der Zahl und Uebereinstimmung besteht, will man auf dessen Erfindung und genaue Bemerkung des Pulses bey dem menschlichen Körper deuten. Da er ferner aus den sich findenden Zeichen wohl sah, ob ein Kranker sterben, oder mit dem Leben davon kommen werde, so hielt man ihn daher für einen Gott des Weissagens; und da er den Kranken indessen auch oft einen heilsamen Rath ertheilete, so machete man ihn zu einem Gott der Weisheit, u.s. ferner. Boccacc. l. c. Wie er aber auch einerley mit der Aegypter Horus seyn soll, so giebt man einen alten [344] ägyptischen König für einen Apollo aus. Herodot. ap. Ban. l. c. p. 151. Wenigstens soll er doch ein Bruder des Osiris gewesen seyn, und solchen auch auf seinen unternommenen Zügen begleitet haben. Diod. Sic. lib. I. c. 17. p. 10. Da er nun insonderheit die Musicanten dieses Königes, weil er ein großer Liebhaber der Musik gewesen, und vornehmlich neun Frauenzimmer, die sich unter denselben mit befanden, und es mit ihrer Wissenschaft allen zuvor thaten, unter seiner Aufsicht gehabt, so hat man solche für die neun Musen, ihn aber für deren Vorsteher angenommen. Id. ibid. c. 18. p. 11. Seine Ueberwindung des Phorbas soll einem seiner Priester zuzuschreiben seyn. Da derselbige gesehen, daß die Geschenke, die man zu dem Tempel brachte, durch die Streifereyen des Phorbas täglich abnahmen, so verkleidete er sich in einen Ringer; und, da es ihm glückete, denselben zu tödten, so sprengete er aus, Apollo hätte solches gethan. Ban. Erläuter. der Götterl. III B. 422 S.

11 §. Anderweitige Deutung. Daß Apollo insgemein so viel, als die Sonne seyn soll, ist etwas fast allen bekanntes. Heracl. Allegor. Hom. p. 416. Indessen waren doch in der alten Götterlehre diese beyden Gottheiten von einander unterschieden, wie sehr man auch das Gegentheil zu behaupten gesuchet. Ban. Erl. der Götterl. III B. 368 S. Sieh Sol. Doch verschwand dieser Unterschied bey den Griechen und Römern nach und nach, und sie sahen ihn für nichts anders, als die Sonne selbst, an. Voss. Theol. gent. lib. II. c. 12. Wenn er diesem nach mit Pfeilen gebildet wird, so bedeuten diese seine Stralen, die er, wie die Pfeile, von sich schießt. Er heißt Apollo von ἀπολύω, ich nehme weg, weil die Sonne überall die Feuchtigkeit erschöpfet, und der Himmelsluft wieder giebt. Er heißt χρυσοκόμης, goldhaaricht, weil die Sonne gleichsam ein goldenes Gesicht hat, und alles mit ihrer Reinigkeit, wie das Gold, übertrifft. Er heißt Anaphäus, weil die Sonne alles erleuchtet, und an den Tag bringet. Er ist ein Musicus, weil [345] die Sonne in allem eine so gute Harmonie und Ordnung hält, als ein Musicus in seiner Musik. Phurnut. de N.D. cap. 32. Er trägt die Gratien auf der rechten Hand, und die Pfeile in der linken, weil die Sonne mehr nützet, als schadet. Er ist ein Gott der Aerzte, weil eine von der Sonne gemäßigte Wärme das beste Mittel wider die Krankheiten ist. Macrob. Saturn. lib. I. c. 17. Er ist ein Sohn des Jupiters, weil dieser der Erschaffer der ganzen Welt seyn soll, von welchem also auch die Sonne herkömmt. Er ist ein Sohn der Latona, die ihren Namen von lateo hat, weil die Sonne anfangs allerdings auch in dem Chaos mit verborgen gelegen. Er wird gebildet als ein Jüngling, weil die Sonne allezeit einmal so jung und schön ist, als das anderemal, und nie einiges Altwerden merken läßt. Er heißt unbeschoren, weil er seine Stralen, als seine Haare, stets behält. Er erschoß die Cyklopen, welches die Dünste der Erden sind, so die Sonne verzehret. Voss. l. c. Er war in Delos geboren: δῆλος aber heißt offenbar, weil die Sonne alles offenbar machet. Allein, da er auch von den Chaldäern und Phöniciern unter dem Namen Belus, von den Assyriern unter dem Namen Adonis, von den Aegyptern unter dem Namen Osiris, von den Aethiopiern unter dem Namen des Assabini, von den Ammonitern unter dem Namen des Molochs, von den Moabitern unter dem Namen des Belphegors, von den Persern unter dem Namen des Mithra, u.s.f. verehret worden seyn soll, so haben alle solche Namen nichts anders hinter sich, als daß er das Feuer ist, so fern für dergleichen, und zwar den Ursprung desselben, auch die Sonne, gehalten wird. Ban. Entret. VI. ou P. I. p. 153. Wenn aber denn ferner Aeskulapius des Apollo Sohn seyn soll, so bedeutet solches, daß von der Sonne her alle Gesundheit und Heilungskraft entstehe. Daß Jupiter den Aeskulap mit dem Blitze erschlagen, soll bedeuten, daß oft die überhand nehmende Hitze der Luft auch der Sonnen heilsame Wirkung zernichte. Hat Apollo die Cyklopen erschossen, so [346] soll es bedeuten, daß die Sonne mit ihren Stralen wiederum die einmal entzündete böse Luft gemindert. Allein, auf diese Art wird auch der Deutungen von dem Apollo so wenig ein Ende werden, als manalle Wirkungen der Sonne wird bemerken können.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 327-347.
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