Avignon

[357] Avignon (frz. Awinnjong), Avenio Cavarum, Hauptstadt des franz. Depart. Vaucluse an der Rhone, unweit der Einmündung der Durance, 35000 E., Sitz eines Erzbischofs. Die Stadt liegt in sehr fruchtbarer, warmer Gegend, hat ein mittelalterliches düsteres Aussehen; die Kathedrale, der alte päpstliche Palast, jetzt Kaserne, der Thurm Glacière liegen auf dem hohen Felsen Dons; außerdem hat es noch mehrere schöne alte Kirchen und Gebäude. A. ist Sitz der Departementalbehörden, hat Sammlungen von Gemälden, Antiquitäten und Naturalien, bot. Garten, Akademie, Ackerbaugesellschaft, Seidenfabriken, Handel in Oel, Seide, Wein, Branntwein, Getreide, Oel, Obst u.s.w.; A. ist Hauptsitz der Krappfärberei, denn hier werden jährlich 300000 rothe Hosen für die franz. Armee gefärbt. – A. war im Mittelalter eine Grafschaft, wurde 1348 von dem röm. Stuhle durch Kauf erworben, 1791 aber von dem revolutionären Frankreich verschlungen. Hier residirten 7 Päpste, alle der franz. Nation angehörig: Clemens V., 1305–1314, Johann XXII., 1314–1334, Benedikt XII., 1334–1342, Clemens VI., 1342–1352, Innocenz VI., 1352–1362, Urban V., 1362–1370, Gregor XI., 1370–1378, eine Periode, die nicht zu den glücklichen für die Kirche gehört; seit jener Zeit ist kein Franzose mehr zum Papst gewählt worden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 357.
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