Magdeburg

[65] Magdeburg, Hauptstadt der preuß. Provinz Sachsen, Festung ersten Rangs, besteht aus 4 Theilen: Altstadt, Sternschanze, Citadelle, Thurmschanze oder Friedrichsstadt, sowie 2 Vorstädten, hat ohne Militär 71000 E., ist Sitz der Provinzialbehörden, des Generalcommandos des 4. preuß. Armeecorps. Das bemerkenswertheste Gebäude ist der gothische Dom mit dem Grabmale Ottos d. Gr. M. ist ein er der bedeutendsten deutschen Handelsplätze, steht durch Eisenbahnen mit Hamburg, Berlin, Leipzig und Braunschweig in Verbindung, außerdem wird der Verkehr durch die Elbeschiffahrt befördert. Sehr bedeutend ist ferner auch die Industrie in Leder, Wolle, Baumwolle, Tabak, Seife, Cichorie, Rübenzucker, chemischen Fabrikaten. – M. soll schon zur Zeit Karls d. Gr. bestanden haben, erhielt aber erst durch Otto d. Gr. Bedeutung, der 967 das Erzbisthum gründete, das im Zeitalter der Reformation zu Gunsten eines brandenburg. Prinzen säcularisirt wurde. Die Stadt, die durch die Reformation reichsfrei zu werden hoffte, erreichte von Sachsen und Brandenburg gehindert ihren Zweck nicht u. erlitt im 30jährigen Kriege, den 10. Mai 1641, die bekannte Zerstörung. Im westfäl. Frieden fiel das ganze ehemalige Erzstift an Brandenburg; 1806 übergab der Commandant Kleist M. mit mehr als 22000 Mann. 800 Kanonen, 1 Mill. Pfund Pulver und Lebensmittel für mehr als ein Vierteljahr nach 14tägiger Blokade an das bedeutend schwächere Corps des Marschalls Ney, der nicht einmal Belagerungsgeschütz hatte; hingegen behauptete der französ. General Lemarois die Festung bis zum 14. Mai 1814, wo er an der Abdankung Napoleons nicht mehr zweifeln konnte. (Geschichte der Stadt M., von Wolter, Magdeburg 1845.)

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 65.
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