Pfosten

[102] Pfosten.

1. in Stein, senkrechte Stützen oder Pfeiler von schwachem Querprofil, auch Gewände an Fenstern (s. Bd. 3, S. 692 ff.) oder Stabwerk an den gotischen Maßwerkfenstern (s.d.); hiebei heißen die stärkeren Pfosten der Hauptteilung alte Pfosten, die schwächeren der Unterteilung junge Pfosten, beide, wenn sie die Verglasung im Falz aufnehmen, Glaspfosten. 2. in Holz (norddeutsch Ständer oder Stiel genannt), a) als Wandpfosten, Eck- und Bundpfosten einer Fachwand (Bd. 3, S. 533) oder aber als Klebepfosten. b) als Freistütze von verschiedener Ausbildung und Stärke, dient meist als Zwischenunterstützung unter Fachwerkwänden oder Gebälken. Bei der großen rückwirkenden Fertigkeit des HolzesEichenholz steht hierin mit Granit und Marmor auf gleicher Stufe – sowie der starken Biegungsfestigkeit können die Verhältnisse der Länge der Hölzer zur Stärke das 20–30fache betragen, daher das 21/2fache von Stein. Hierdurch tritt aber ein Mangel an Stabilität ein, dem durch Bildung fester Dreiecke bezw. von Versteifungen durch Büge, Bänder oder Knaggen, Zangen u.s.w. zu begegnen ist. Es werden daher die Pfosten bei geringen Abständen die auflagernden Balken direkt aufnehmen; bei größerer Weite dient ein Sattelholz (Fig. 1) zur Verstärkung des Balkens und Verringerung der Spannweite, während Büge oder Knaggen (Fig. 2 und 3) eine Absteifung der Pfosten erzielen. Reichere Motive ergeben sich durch Doppelstellung der Pfosten (Fig. 4) mit Bügen, Zangen und Spannriegeln. Sind dagegen solche Versteifungen nicht vorhanden, so[102] müssen die Holzpfosten ebenso stark als die sonstigen Stützen gemacht werden, um den Gesetzen der Stabilität zu entsprechen (Fig. 5 und 6). Der Querschnitt ist meist im Quadrat gebildet. Da aber scharfe Kanten zu vermeiden sind, so ist der Pforten durch Brechen der Ecken, Abfasen oder Auskehlen zum Achteck, in selteneren Fällen und bei reicher Ausschmückung kreisrund auszubilden. Die Flächen sind entweder glatt oder flach gekehlt oder mit aufzeigendem Mutter zu schmücken. Die runden Pfosten kommen im späteren Mittelalter glatt oder kanneliert, oft zopf- oder seilartig geschnitzt vor (Fig. 6). Es wäre fehlerhaft, diese Pfosten zu verkleiden oder mit Brettern zu verschalen oder auch mit Anstrich zu versehen. Sie wirken in ihrer natürlichen Farbe, nur durch Beize, Wichse oder Firnisse gehoben, besser. Bei starkem Stamm kann als Mißstand ein Werfen oder Reißen des Holzes eintreten. 3. in Eisen die senkrechten Stützen bei Ständerfachwerken (Bd. 3, S. 534, 544).

Weinbrenner.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 5.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 5.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 6.
Fig. 6.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 102-103.
Lizenz:
Faksimiles:
102 | 103
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Traumnovelle

Traumnovelle

Die vordergründig glückliche Ehe von Albertine und Fridolin verbirgt die ungestillten erotischen Begierden der beiden Partner, die sich in nächtlichen Eskapaden entladen. Schnitzlers Ergriffenheit von der Triebnatur des Menschen begleitet ihn seit seiner frühen Bekanntschaft mit Sigmund Freud, dessen Lehre er in seinem Werk literarisch spiegelt. Die Traumnovelle wurde 1999 unter dem Titel »Eyes Wide Shut« von Stanley Kubrick verfilmt.

64 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon