Abul Alâ el Ma'arri

[62] Abul Alâ el Ma'arri, der bedeutendste arab. Dichter der nachklassischen Zeit, geb. 973 in dem nordsyrischen Flecken Ma'arret en-No'mân, gest. daselbst 1057. Er erblindete als Kind an den Blattern, studierte gleichwohl eifrig in seiner Vaterstadt und in Aleppo und wurde 1008 in Bagdad in freigeistige Kreise eingeführt, deren Anschauungen er sich voll zu eigen machte und konsequent weiter entwickelte. Seine Jugendgedichte (»Ssikt es-send«, gedruckt mit einem von A. selbst verfaßten Kommentar Beirut 1884, mit andern Kommentaren Bulak 1869, Kairo 1886–87, lithographiert Tebris 1860) zeigen ein starkes Streben nach sprachlicher Eigenart, bewegen sich aber im übrigen bei aller Meisterschaft im konventionellen Gleise[62] und sind namentlich nicht frei von Anlehnungen an Mutanabbi (s. d.). In den Gedichten seines reifern Alters dagegen (»Lusûm mâ lâ iálsem«, lithographiert Bombay 1886, und gedruckt Kairo 1891; Auszüge mit Übersetzung von A. v. Kremer in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 31–33,38), die vollste religiöse und sittliche Unabhängigkeit, rücksichtslosen Freimut, tiefsten Ernst und einen erschütternden Pessimismus atmen, geht er völlig seine eignen Wege. Bedeutend sind auch seine Briefe (hrsg. und übersetzt von Margoliouth, Oxf. 1898, gedruckt mit Kommentar, Beirut 1894). Vgl. Rieu, De Abul-Alae vita et carminibus (Bonn 1843); v. Kremer, Über die philosophischen Gedichte des A. (Wien 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 62-63.
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