Agoult

[175] Agoult (spr. ăgū), Marie de Flavigny, Gräfin d', unter dem Pseudonym Daniel Stern bekannte franz. Schriftstellerin, geb. 31. Dez. 1805 in Frankfurt a. M., gest. 5. März 1876 in Paris, war die Tochter des Vicomte de Flavigny, eines französischen Offiziers, der während der Emigration Marie Bethmann, aus dem bekannten Frankfurter Bankierhaus, geheiratet hatte. Sie erhielt ihre Erziehung zu Paris im Kloster des Heiligen Herzens Jesu, vermählte sich 1827 mit dem Grafen d'A. und lebte später, nachdem sie sich von ihrem Gatten getrennt hatte und in ein intimes Verhältnis zu Franz Liszt getreten war, längere Zeit auf Reisen in der Schweiz, wo sie mit George Sand zusammentraf, in Deutschland und Italien. Ihre Tochter Claire Christine, geb. 1830, wurde die Gattin des Schriftstellers Guy de Charnacé und hat selbst unter dem Pseudonym de Sault sich literarisch versucht. Aus der Verbindung mit Liszt, die dann ebenfalls gewaltsam gelöst wurde, sind ein jung verstorbener Sohn und zwei Töchter hervorgegangen, von denen Blandine (inzwischen gestorben) sich mit Emile Ollivier, Cosima zuerst mit dem Pianisten Hans v. Bülow, später mit Richard Wagner vermählt hat. Der zuerst im Feuilleton der »Presse« erschienene Roman »Nélida« (1845) von A. enthält leicht verhüllte Selbstbekenntnisse über jene Verbindung und die Ursachen des Bruches. Nach der Februarrevolution trat sie als politische Schriftstellerin auf; die hierher gehörigen Werke sind besonders die »Lettres républicaines« (1848), in denen sie die Zustände unter der Regierung Ludwig Philipps einer herben Kritik unterzieht, und die »Histoire de la révolution de 1848« (1851 bis 1853, 3 Bde.; neueste Aufl. 1880), welche dagegen die Menschen und die Ereignisse der betreffenden Zeit in das günstigste Licht rückt. Noch vor der letztern Schrift erschienen ihre »Esquisses morales et politiques« (1849, zuletzt 1880; deutsch, Berl. 1862), jedenfalls ihr bestes Werk. Ferner veröffentlichte sie: »Histoire des commencements de la république aux Pays-Bas, 1581–1625« (1872), wofür sie einen Preis der Akademie erhielt. Aus ihrem Nachlaß erschien: »Mes souvenirs, 1806–1833« (1877), worin sie sehr anmutig die Geschichte ihrer Jugend (darunter auch eine Begegnung mit Goethe in Frankfurt) erzählt. Vgl. A. Pommier, Profils contemporains. Mme. d'A. (Par. 1867).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 175.
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