Akt

[235] Akt (lat.), im allgemeinen Handlung, Verrichtung, z. B. feierlicher A., A. der Gerechtigkeit; daher: von etwas A. nehmen, eine Sache zu Protokoll nehmen (um sie demnächst als Beweis zu gebrauchen), allgemein: sich etwas genau merken. – Insbesondere im Drama ein Hauptabschnitt der Handlung. Insofern jede dramatische Handlung in drei Unterabteilungen: Auseinandersetzung oder Exposition, die Spitze oder die Höhe der Verwickelung und die Lösung oder Katastrophe, zerfällt, wäre die Einteilung in drei Akte die naturgemäßeste. Da indes die Entwickelung im Verhältnis zur Exposition und Katastrophe bei weitem der reichhaltigere Teil ist und sich meist nicht in einen A. zusammendrängen läßt, so zerfällt sie in den größern Stücken in der Regel wieder in drei Teile, so daß das Ganze aus fünf Akten besteht. Nach Freytag entsprechen die fünf Akte im wesentlichen den fünf Hauptteilen des Dramas: Einleitung, Verwickelung, Höhepunkt, Umkehr, Katastrophe, innerhalb deren die drei dramatischen »Momente« angebracht sind: Das erregende Moment am Schluß der Einleitung, das tragische Moment nach dem Höhepunkte, das Moment der letzten Spannung vor der Katastrophe. Jeder einzelne A. soll für sich eine Art Ganzes bilden, zugleich aber auch wieder ein Glied, das erst in Verbindung mit andern Gliedern, d.h. mit den übrigen Akten, einen lebendigen Organismus ausmacht. Mehr als fünf Akte kommen selten vor. Die Einschnitte nach jedem Akt, unpassend Zwischenakte genannt, wurden in frühern Jahrhunderten oft durch Zwischenspiele ausgefüllt, noch jetzt häufig durch Musik. In ältern deutschen Stücken ist der Ausdruck A. wörtlich durch Handlung wiedergegeben; in andern findet man Auszug, doch wurde der Vorhang am Aktschluß erst seit etwa der Mitte des 18. Jahrh. niedergelassen. – In der bildenden Kunst versteht man unter A. sowohl die Stellung, in die man ein lebendes Modell bringt, um Studien danach zu machen, als auch die danach gefertigte Zeichnung. Solcher Studien, die als Vorbereitungen für größere Kompositionen angefertigt sind, besitzen wir noch eine große Anzahl, von der Hand berühmter Meister (Dürer, Raffael Michelangelo u.a.). Zur Erleichterung der Aktstudien für Künstler, denen es an Gelegenheit zu Studien nach dem lebenden Modell fehlt, dienen die Veröffentlichungen: Koch u. Rieth, Der A., 100 Modellstudien (Berl. 1894–95); Peiser, Der Kinderakt, 50 Blatt (das. 1896); Bovi, Malerische Kinderakte (Stuttg. 1897); Roth, Der Aktsaal (2. Aufl., das. 1898); Koch, Freilicht, 50 Modellstudien (Berl. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 235.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika