Aloë [1]

[358] Aloë L., Gattung der Liliazeen, kleine Kräuter mit grundständiger Blattrosette, auch strauch- oder baumartige Gewächse mit bis 20 m hohem, einfachem oder gabelig verzweigtem Stamme mit endständigen Blattrosetten. Die dicht gedrängt spiralig, auch zweizeilig stehenden Blätter sind fleischig, lineal-lanzettlich, glatt, gerunzelt, warzig oder stachlig rauh, oft an den Rändern stachlig gezahnt, auch gefleckt oder gebändert. Der einfache oder verzweigte Blütenschaft trägt schön gefärbte, röhrenförmige Blüten in Ähren oder Trauben. Die Frucht ist eine dreifächerige vielsamige Kapsel. Das Markgewebe der Blatter enthält farb- und geruchlosen Schleim, in besondern Schläuchen findet sich aber ein gelber, bitterer Saft, der getrocknet die Aloe des Handels liefert. Von den etwa 85 Arten in wärmern Klimaten der östlichen Erdhälfte finden sich beinahe 60 im Kapland, besonders in der steppenartigen Karroo. A. vera L., mit 30 bis 60 cm hohem Stamm, blaßgrünen Blättern mit[358] hornigen Randstacheln, 60–90 cm hohem Schaft mit reichblütiger Traube und gelben, zylindrischen Blüten, ist in Nordafrika heimisch, wächst auch auf den Kanaren, im Küstenland Syriens, Arabiens, Ostindiens, ward nach Westindien, Südamerika und Südeuropa verpflanzt, wird vielfach kultiviert und ist in Südeuropa verwildert. Ihre Blätter dienen als Hausmittel bei Wunden und Entzündung zu Umschlägen. A. socotrina Lam. (s. Tafel »Arzneipflanzen I«). A. ferox Mill., oft 6 m hoch, mit schwarzpurpurnen Stacheln an den lanzettförmigen Blättern, verzweigtem Blütenschaft und blaßroten, grünlich gestreiften Blüten, am Kap. Mehrere Arten, wie A. vulgaris L. in Afrika, A. perfoliata Thunb. und A. angustifolia L. in Ostindien, liefern aus den Blättern eine technisch benutzbare Faser (s. Aloehanf). Viele Arten werden als Zierpflanzen kultiviert. Die »hundertjährige A.« ist Agave americana: über die A. der Bibel s. Aloeholz. Vgl. Salm-Reifferscheidt-Dyck, Monographia generis Aloës et Mesembryanthemi (Bonn 1836–63).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 358-359.
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