Amu Darja

[466] Amu Darja (bei den Arabern Gihon, Dscheihun, der Oxus der Alten), südlicher Hauptstrom von Russisch-Turkistan, entspringt in Wachan auf der Kleinen Pamir und hat zwei Hauptquellflüsse: Aksu oder Murghab, der aus dem Pamirchurdsee kommt, und Pandscha, der wieder aus einem südlichen Quellfluß, dem Wakhan, und einem nördlichen zusammenfließt. Bei Kalai Wamar vereinigen sich beide Flüsse zum A. Links nimmt er aus Badachschan die Koktscha und den Akserai auf, rechts vom Alaigebirge den wasserreichen Wachsch oder Surchab und aus der Hissarkette den Kafirnagan und Surchan und fließt in nordwestlicher Richtung in den Aralsee. Vor seiner Einmündung in den Aralsee spaltet er sich bei Nukus in mehrere miteinander verbundene Arme: Kuvansch Dscharma im O., Taldikim W., Tschan, später Ulkun Darja, in der Mitte. Ein Netzwerk kleiner Kanäle von geringer Tiefe verteilt sein Wasser zur Berieselung der Felder, die er in außerordentlicher Weise befruchtet. Die Wassermasse des A. in seinem untersten Lauf beträgt 3000 cbm in der Sekunde (dse des Rheins 2500, der Rhône 2800). Die Länge des ganzen Stromes beträgt 2200 km. Die Dampfschifffahrt auf dem Strom vermittelte bis Anfang 1898 die Amu Darja-Flottille von Tschardschui in Bochara, wo eine 2075 m lange Brücke der Transkaspischen Eisenbahn über den Fluß führt, flußaufwärts über Kerki oder Karki bis Patta Hissar, nördlich von Masari-Scherif, längs der Grenze zwischen Bochara und Afghanistan. Dazu kommen noch 200 km bis Faizabad, der Hauptstadt der afghanischen Gebirgslandschaft Badachschan, so daß die gesamte für Dampfer schiffbare Länge 600 km beträgt. Man meinte früher, daß der A. sich ehemals ins Kaspische Meer ergossen habe, und zwar durch das jetzt trockne Flußbett des Usboi. Doch ist dies nach den Untersuchungen Konschins niemals der Fall gewesen, der Usboi ist nur das Bett eines kleinen salzigen Abflusses des alten Sees von Sarykamysch gewesen, der mit dem Aralsee zusammenhing und seinen brackigen Abfluß durch den Usboi zum Kaspischen Meer entsandte. Die Russen haben von der Vereinigung der beiden Quellflüsse bis zum Delta Forts angelegt, von denen das bedeutendste Petro-Alexandrowsk am Unterlauf ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 466.
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