Anemōne

[509] Anemōne L. (Windröschen, Windblume), Gattung der Ranunkulazeen, Stauden, selten niedrige Sträucher mit handförmig, selten fiedrig gelappten Blättern, meist einblütigem Stengel und einsamigen Früchtchen. Die meisten der 90 Arten gehören der nördlichen gemäßigten Zone an und gehen z. T. bis in die arktischen Gegenden hinauf, wenige wachsen in Südamerika und Südafrika. A. coronaria L. (Gartenanemone, s. Tafel »Zimmerpflanzen II«), in Südeuropa und dem Orient, mit großen dunkelroten, blauen oder weißen Blüten, wird in zahlreichen Varietäten, namentlich in Holland, als Zierpflanze kultiviert. Der Wurzelstock wird nach dem Verblühen herausgenommen und bis zum Frühjahr trocken aufbewahrt. Ebenfalls als Zierpflanzen sind geschätzt: A. japonica Sieb. (s. Tafel »Zierpflanzen II«, Fig. 6), mit rosa und weißen (Honorine Jobert) Blüten; A. hortensis L. (Sternanemone), in der Schweiz, Istrien, Fiume, Italien; A. fulgens Gay, mit scharlachroten Blüten, im Mittelmeergebiet; A. pavonina L. (Pfauenanemone), aus Südfrankreich, mit großer, aus 10–12 lanzettförmigen, sehr spitzen, schmalen, feurig karminroten Blättern bestehender Blume; A. silvestris L. (Waldanemone), in Europa und Nordasien, mit weißen Blüten. A. nemorosa l. (Waldröschen, Aprilblume, weiße Osterblume) blüht bei uns in Laubwäldern im Frühjahr. Blätter und Blumen schmecken brennend und erzeugen auf der Haut Blasen und Geschwüre, innerlich Magen- und Darmentzündungen. Sie enthalten flüchtiges Anemonin (Pulsatillenkampfer) C10H8O4. Dies bildet farblose Prismen, ist geruchlos, fast geschmacklos und löst sich wenig in kaltem Wasser und Alkohol; nach dem Schmelzen schmeckt es höchst brennend pfefferartig und bewirkt anhaltende Taubheit der Zunge. Mit dem brennend scharfen Saft von A. ranunculoides L. (gelbe Osterblume), mit gelben Blüten, sollen die Kamtschadalen ihre Pfeile für die Robbenjagd vergiften.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 509.
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