Barnave

[387] Barnave (spr. -nāw'), Pierre Joseph Marie, einer der eifrigsten Anhänger der französischen Revolution, geb. 22. Okt. 1761 in Grenoble, Protestant, ward Advokat bei dem Parlament zu Grenoble. Beim Ausbruch der Revolution 1789 Abgeordneter, stand er an der Spitze der Linken und betrieb die Erklärung der Menschenrechte und die Gleichstellung der verschiedenen Religionsbekenntnisse. Als die gemäßigten Mitglieder der Nationalversammlung 1789 einen Klub errichteten, gründete B. dagegen den Jakobinerklub und bekämpfte auch fernerhin die königliche Gewalt. Als Mitglied des Kolonialkomitees forderte er die völlige Freiheit der Schwarzen und Farbigen und riet sogar, eher die Kolonien als das Prinzip der Menschenrechte aufzugeben. Nach der Flucht des Königs 1791 wurde B. mit Péthion und Latour-Maubourg beauftragt, die königliche Familie nach Paris zurückzuführen. Dabei schonte er den König, auf dessen Seite ihn die radikale Wendung der Revolution brachte. Er hoffte, Frankreich durch das konstitutionelle Königtum zu retten, und gab in diesem Sinn dem König seine Ratschläge, zog sich aber, als er kein Gehör fand, 1791 nach Grenoble zurück. Wegen seiner Korrespondenz mit dem Hof angeklagt, wurde er verhaftet, nach 15 Monaten trotz glänzender Selbstverteidigung zum Tode verurteilt und 29. Nov. 1793 guillotiniert. Seine Werke wurden von seiner Schwester (Madame Saint-Germain) und M. Bérenger herausgegeben (Par. 1843, 4 Bde.). Mit seinem Leben befaßt sich der biographische Roman von I. Janin: »Barnave« (2. Aufl. 1860).[387]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 387-388.
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