Bogenflügel

[140] Bogenflügel (Bogenklaviere) sind Versuche, den Effekt von Streichinstrumenten mit einer Klaviatur zu verbinden. Der erste derartige Versuch war um 1600 Hans Heydens Nürnbergisches Geigenwerk (Geigenklavizimbel), auf dem die bei Niederdruck der Tasten durch Häkchen herabgezogenen Darmsaiten durch mit Kolophonium bestrichene Räder zum Tönen gebracht wurden, die mittels eines Fußtrittes in stetem Umlauf erhalten werden mußten. 1709 konstruierte Georg Gleichmann, Organist in Ilmenau, ein ähnliches Instrument mit einigen Verbesserungen und nannte es Klaviergambe; 1741 folgte Le Voirs in Paris ebenfalls mit einem Gambenklavier, 1754 Hohlfeld zu Berlin mit dem Bogenklavier, das gegenüber Heydens Instrument den Vorzug hatte, daß die Räder mit Pferdehaaren überzogen waren, 1790 Garbrecht in Königsberg mit einer verunglückten Verbesserung des Bogenklaviers, 1795 Mayer in Görlitz mit seinem B., den 1799 Kunze in Prag brauchbarer gestaltete; 1801 Hübner mit seinem Clavecin harmonique (Orchestrino), nachdem 1797 Röllig in Wien mit der Xänorphica hervorgetreten war, dem kompliziertesten Instrument dieser Art, das für jede Taste und Saite einen besondern Bogen in Bewegung setzte. Von allen diesen Instrumenten hat es keins über den Ruf eines Kuriosums hinausbringen können. Eine Kombination des Bogenflügels mit einem gewöhnlichen Klavier war Karl Greiners Bogenhammerklavier (1779).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 140.
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