Bruttĭi

[515] Bruttĭi (griech. Brettioi), altital. Volk auf dem südwestlichen Ausläufer Italiens, nördlich von Lukanien begrenzt (s. Karte bei Art. »Italia«). Ihr Gebiet (Bruttius ager, erst bei den Neuern Bruttium) war die älteste »Italia«, die jetzige Landschaft Calabria. Vom Apennin durchzogen, der hier den sichtenreichen Sila bildete und in verschiedene Vorgebirge, wie Crimisa, Lacinium, Zephyrium, Heracleum, Leucopetra etc., auslief, hatte es wasserreiche Täler und Schluchten. Der gebirgige und zum Teil rauhe Boden wurde zu trefflicher Viehzucht sowie zu Wein-, Oliven-, Obst- und Getreidebau benutzt, ein Hauptprodukt war Pech. Städte waren: Thurii, Consentia, Vibo (Hipponium), Medma, Rhegium, Locri, Scylacium, Croton etc. Die Einwohner an der Küste waren eingewanderte Griechen, die des Binnenlandes teils hellenisierte Urbewohner, teils sabellische Lukaner, die sich von ihren Landsleuten unabhängig gemacht hatten und von denselben Bruttier (»Rebellen«) genannt wurden. Die Bruttier, gegen die Römer mit Pyrrhus verbündet, wurden seit 282 v. Chr. von jenen bekriegt und 272 unterjocht. Weil sie zu Hannibal hielten wurden sie nach dessen Abzug von Rom durch schweren Gebietsverlust gestraft, galten nicht mehr als Bundesgenossen und wurden für unfähig zum Waffendienst erklärt. Das Land geriet infolge davon und[515] durch den dritten Sklavenkrieg (73–71) in tiefen Verfall, von dem es sich nie wieder erholte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 515-516.
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