Davōs

[553] Davōs (roman. Tavau, Tavate, von davo, hinten), ein freundliches Hochalpental im Bezirk Oberlandquart des schweizer. Kantons Graubünden (1559 m ü. M.), der Sage nach erst im 13. Jahrh. entdeckt, mit den beiden Nachbarorten: D. am Platz, dem Hauptorte des Tales, und D. Dörfli, jenes über Wiesengründe zerstreut, dieses an dem tiefgrünen Davoser See gelegen. Gegenwärtig ist D., zu dem von Landquart (im Rheintal) eine Adhäsionsbahn, die Straße durch das Prätigau und von Chur aus die Landwasserstraße über Alvaneu führen, der bedeutendste alpine Luftkurort für Brustkranke in Europa, mit über 20 Hotels, 3 Milchhallen und 4 Bädern, und wird jährlich von ca. 10,000 Kurgästen besucht. Das Klima ist das eines Hochalpentales mit mäßig warmem Sommer (Mai bis September) und kaltem, aber durch Sonnenstrahlung gemildertem Winter (Oktober bis April). Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt +2,53°, die mittlere Temperatur der Wintersaison -1,11°, die der Sommersaison+10,6°. Die Luft ist dünn, frisch, staubfrei und trocken, die Bewölkung gering. Die Lage von D. ist zudem windgeschützt[553] und nebelfrei. Das Heilgebiet von D. ist relativ beschränkt, bei umsichtiger Auswahl der Fälle bietet die Kur aber große Sicherheit. Begründer derselben ist Spengler (1869); die Görbersdorfer Methode der Duschen wurde durch Unger nach D. verpflanzt. Die Umgebung ist reich an lohnenden Ausflugspunkten. Nach der Engadiner Seite schneiden drei Seitentäler in das Hochgebirge ein: das romantische Sertig, an dessen Eingang das Bad Clavadel mit schwefelhaltiger alkalischer Quelle liegt, und das Flüela- und Dischmatal, den beiden Kurorten gegenüber, jenes zum fahrbaren Flüela-, dieses zum höhern und wildern Scalettapaß ansteigend, beide einsamer und enger als das D. und zum Engadin führend (s. Alpenstraßen). Von Frauenkirch kommt man, angesichts des auf der linken Talseite liegenden Spinabades (Schwefelwasser), nach Glaris und damit an den Eingang der wilden Züge, durch die das (Davoser) Landwasser in tiefen Schluchten rauscht, um sich bei Filisur-Alvaneu mit der Albula zu vereinigen. Die Talbevölkerung, (1900) 8333 Köpfe stark, ist durchaus deutscher Zunge und meist protestantisch. D. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Über D. als klimatischen Kurort vgl. die Schriften von Spengler (Basel 1869), Ramann (2. Aufl., das. 1876), Riemer (Leipz. 1879), H. Müller (Davos 1882), Peters und Hauri (das. 1892), Hißbach (Zürich 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 553-554.
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