Davout

[554] Davout (spr. dăwu, nicht Davoust), 1) Louis Nicolas D., Herzog von Auerstädt, Fürst von Eggmühl, franz. Marschall, geb. 10. Mai 1770 in Annoux (Yonne) aus einer angesehenen adligen Familie, gest. 1. Juni 1823, war in Brienne Mitschüler Bonapartes und ward 1788 Leutnant in einem Kavallerieregiment. Der Revolution schloß er sich mit Begeisterung an. In den Schlachten von Jemappes und Neerwinden focht er mit Auszeichnung unter Dumouriez, den er bei dessen Abfall gefangen zu nehmen oder zu töten versuchte, wenn auch ohne Erfolg. Im Juli 1793 zum Brigadegeneral ernannt, focht er 1795 und 1796 unter Pichegru und Moreau in der Rheinarmee, dann in Italien unter Bonaparte, den er auch nach Ägypten begleitete. Dort gewann er als Kavallerieführer dessen Vertrauen und ward nach seiner Rückkehr 1800 zum Divisionsgeneral und zum Oberbefehlshaber der Kavallerie der italienischen Armee, nach Napoleons I. Thronbesteigung aber zum Marschall von Frankreich ernannt. Im Oktober 1805 führte er in der Schlacht von Austerlitz den rechten Flügel der Armee in Österreich. 1806 operierte er mit dem rechten Flügel selbständig und schlug das preußische Hauptheer 14. Okt. bei Auerstädt. Deshalb zum Herzog von Auerstädt erhoben, nahm er noch an den Schlachten bei Eylau, Heilsberg und Friedland teil und ward zum Generalgouverneur des Großherzogtums Warschau ernannt. In dem neuen Kriege mit Österreich 1809 siegte er 22. April bei Eggmühl und trug bei Wagram durch seine Umgehung des Feindes zur Entscheidung wesentlich bei. Nach dem Frieden erhob ihn Napoleon zum Fürsten von Eggmühl. Im russischen Feldzug befehligte er das 1. Korps mit großer Auszeichnung. Nach dem unglücklichen Rückzug organisierte er seine Truppen in Sachsen und wandte sich dann nach der untern Elbe. Am 31. Mai 1613 rückte er in die bis dahin vom General Tettenborn besetzte Stadt Hamburg ein und legte ihr auf Napoleons Befehl zur Züchtigung für ihren Abfall von Frankreich sogleich eine Geldbuße von 48 Mill. Frank auf. Am 5. Nov. ließ er die Bank mit einem Kassenbestand von 7,489,343 Mk. Bko. in Beschlag nehmen, gegen Ende des Jahres 1200 Menschen aus der Stadt treiben und die Wohnungen von mehr als 8000 niederbrennen. So rücksichtslos dies Verfahren war, so militärisch trefflich war seine Verteidigung gegen die Alliierten, die ihn von allen Seiten einschlossen. Erst 31. Mai 1814 übergab er auf Befehl Ludwigs XVIII. die Stadt. Nach der Rückkehr Napoleons 1815 ward er Kriegsminister. Als nach dem Siege bei Waterloo die Verbündeten gegen Paris vorrückten, schloß er, von den Kammern zum Oberbefehlshaber ernannt, 3. Juli eine Militärkonvention mit Blücher und Wellington ab, wonach er die französische Armee hinter die Loire führte, wo er sich 14. Juli Ludwig XVIII. unterwarf. 1819 wurde er zum Pair von Frankreich erhoben. D. war ein vortrefflicher Soldat und Feldherr, ehrlich, treu, gewissenhaft, uneigennützig, streng gegen sich und andre, ein vortrefflicher Gatte und Familienvater. Seine Handlungsweise bei der Verteidigung Hamburgs rechtfertigte er in einem »Mémoire des Marschalls D. an Ludwig XVIII.« (Hamb. 1814; neuer Abdr., Nancy 1890). Vgl. die von Davouts Tochter, der Marquise Bloequeville (gest. 7. Ott. 1892 in Paris) herausgegebenen Werke. »Le maréchal D. prince d'Eckmühl, raconté par les siens et par lui-même« (Par. 1879–80, 3 Bde.) und »Correspondance inédite de D. 1790–1815« (das. 1887); Chénier, Histoire de la vie du maréchal D. (das. 1866); C. Montégut, Le maréchal D. (das. 1882); »Correspondance du maréchal D. 1801–1815« (hrsg. von Mazade, das. 1885, 4 Bde.); »Maréchal D. duc d'Auerstaedt 1806–1807. Opérations du 3ème corps« (das. 1896); »D. in Hamburg« (anonym, von P. Holzhausen, Mülh. a. d. Ruhr 1892); Graf V. (Vigier), D. (Par. 1898, 2 Bde.).

2) Léopold Claude Etienne Jules Charles D., Herzog von Auerstädt, franz. General, geb. 9. Aug. 1829, Großneffe des vorigen, dessen Herzogstitel nach Erlöschen von dessen direkten Nachkommen (1853) von Napoleon III. 1864 auf ihn übertragen wurde, diente in der Infanterie. 1870 zum Obersten ernannt, geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Aus derselben zurückgekehrt, nahm er an den Kämpfen gegen die Pariser Kommune teil und erwarb sich die besondere Gunst von Thiers. Als Divisionsgeneral ward er 1879 zum Chef des Großen Generalstabs berufen. Seit 1880 übernahm er das Kommando verschiedener Armeekorps, ward im Januar 1889 zum Armeeinspektor, dann zum Großkanzler der Ehrenlegion ernannt. 1901 wurde er, als Gegner des republikanischen Ministeriums, plötzlich und unverdient dieses Postens entkleidet, wogegen alle militärischen Mitglieder des Ordensrates durch ihre Entlassung protestierten. Er veröffentlichte 1870 ein »Projet de réorganisation militaire«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 554.
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