Delille

[611] Delille (spr. dölīl'), Jacques, franz. Dichter, geb. 22. Juni 1738 zu Aigueperse in der Auvergne als der natürliche Sohn des Advokaten Montanier, gest. 1. Mai 1813 in Paris, wurde Lehrer an den Gymnasien von Beauvais und Amiens, dann am Collège de France in Paris. Berühmt wurde er 1769 durch seine freie, aber leichte und elegante Übersetzung von Vergils »Georgica«. Die ganze literarische Welt, besonders Voltaire, verherrlichte den Dichter. 1772 wurde er in die Akademie gewählt, seine Aufnahme verzögerte sich aber wegen seiner Jugend bis 1774. 1782 erschien das schwächere Lehrgedicht »Les jardins, ou l'art d'embellir les paysages«, mit dem er einen großen Erfolg errang, besonders da er zugleich ein vorzüglicher Vorleser war. Nach seiner Rückkehr von einer Reise nach Konstantinopel, wohin er den französischen Gesandten Grafen von Choiseul-Gouffier begleitete, fand er seine Lage durch die Revolution vollständig verändert; er behielt zwar seine Freiheit, verlor aber seine Einkünfte von 30,000 Frank aus der Abtei von St.-Séverin, die ihm der Graf von Artois verliehen hatte. Unter dem Direktorium machte er eine Reise durch Deutschland und England, kehrte 1802 nach Frankreich zurück und übernahm wieder seine Professur sowie seine einflußreiche Stellung in der Gesellschaft. In seinen letzten Lebensjahren war er vollständig erblindet. Seine Werke erschienen gesammelt von Michaud, 1824, 16 Bde.; von Didot, 1847.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 611.
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