Dēventer

[846] Dēventer, Stadt in der niederländ. Provinz Overyssel, am Einfluß des Schipbeek in die Yssel, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Zütphen-Leeuwarden und der Eisenbahn Apeldoorn-Almelo, altertümlich gebaut, hat eine gotische St. Lebuinuskirche mit romanischer Krypte, letztere aus dem 11. Jahrh., 5 andre Kirchen, ein schönes Stadthaus (mit Gemälden von Terborch), ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, Handwerkerschule, Kantonsgericht, Handelskammer, betreibt Eisengießerei, Teppichfabrikation, Baumwollweberei, Tabakfabriken, Bierbrauerei, berühmte Honigkuchenbäckereien (Deventerer Kuchen), bedeutenden Handel und Schiffahrt und zählt (1900) 26,212 Einw., darunter 5068 Römisch-Katholische. D., der Geburtsort von Geert Groot, wird schon im 8. Jahrh. genannt, erhielt im 13. Jahrh. Stadtrechte und trat im 14. Jahrh. der Hansa bei. Es stand unter der Oberhoheit der Bischöfe von Utrecht, bis deren Rechte 1528 auf Kaiser Karl V. übergingen. Unter König Philipp II. wurde hier 1559 ein Bistum errichtet, aber 1591 aufgehoben, als Moritz von Nassau D. den Spaniern wieder entriß, in deren Hände es 1587 durch Verrat des englischen Kommandanten Stanley gefallen war. Seitdem blieb D. mit den niederländischen freien Provinzen verbunden. Von 1672–74 wurde es von dem Bischof von Münster, Bernhard v. Galen, besetzt gehalten. 1813–14 ward es von den Franzosen gegen die Verbündeten behauptet und erst nach dem Sturz Napoleons freigegeben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 846.
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