Dion [2]

[25] Dion, berühmter Syrakusier, geb. 409 v. Chr., Sohn des Hipparinos, Bruder der Aristomache, der Gemahlin des ältern Dionysios, deren Tochter er heiratete, ward von Platon früh für die Philosophie gewonnen und stand durch seine Freimütigkeit, Sittenstrenge und Umsicht im Rat bei dem ältern Dionysios in hohem Ansehen. Von dem jüngern Dionysios, den er vergeblich der Willkürherrschaft und Schwelgerei zu entwöhnen suchte, angeblich wegen verräterischer Verbindung mit den Karthagern 366 verbannt, lebte er, überall hochgeehrt, in verschiedenen Städten Griechenlands, bis die Einziehung seiner Güter und die Behandlung seiner Gemahlin und seines Sohnes durch den Tyrannen ihn veranlaßten, seine Rückkehr nach Syrakus mit Gewalt zu erzwingen (357). Ihm und seinem Bruder wurde die oberste Feldherrnwürde übertragen und Dionysios mußte flüchten. Doch blieb ihm die Volksgunst nicht treu. Denn als sich D. bald darauf dem von dem Volksführer Herakleides gemachten Vorschlag einer allgemeinen Güterteilung widersetzte, ward er als ein Feind der Freiheit vertrieben und zog sich nach Leontinoi zurück. Von dort holten ihn die Syrakusier bald wieder zurück, um die Ruhe in ihrer Stadt wiederherzustellen. Herakleides setzte indes seine frühern Umtriebe und Verdächtigungen beim großen Haufen fort, und so gab endlich D., um seine aristokratische Verfassung durchführen zu können, die schon mehrmals von ihm verlangte Erlaubnis zur Ermordung des Demagogen. Aber die Reue über diese Tat sowie der Kummer über den Selbstmord seines entarteten Sohnes beugten seinen Geist nieder und machten ihn bitter und menschenscheu. So bildete sich in seiner eignen Umgebung eine Verschwörung, der er 353 zum Opfer fiel. Wir besitzen noch zwei Biographien Dions von Plutarch u. Cornelius Nepos. Vgl. Lau, Leben des Syrakusaners D. (Hamb. 1860).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 25.
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