Dschami [2]

[229] Dschami (Nur ud Dîn Abdur Rahmân), der letzte große persische Dichter, geb. 1414 in der Landschaft Dscham, gest. 1492 in Herat, hinterließ mehr als 44 Werke poetischen, theologischen und philologischen Inhalts. Als Dichter eiferte er namentlich dem Nisami (s. d.) nach, indem er wie dieser einen »Fünfer« verfaßte, dessen zwei erste Abteilungen mystisch-ethische Lehrgedichte enthalten, während in den drei letzten romantische Stoffe behandelt werden. Diese fünf Gedichte sind: »Subhet ul-abrâr« (»Rosenkranz der Gerechten«, gedruckt Kalkutta 1811 u. ö.), »Tuhfet ul-ahrâr« (»Geschenk an die Freien«, hrsg. von Falconer, Lond. 1848), »Jusuf und Salicha«, das berühmteste der romantischen Gedichte Dschamis (Text und metrische Übersetzung von Rosenzweig, Wien 1824, oft im Orient hrsg.; übersetzt von Griffith, Lond. 1881, und Rogers, das. 1889), die Beduinenromanze »Medschnûn und Leila« (von Chézy ins Französische, Par. 1805, nach diesem von Hartmann ins Deutsche übertragen, Leipz. 1807, gleichfalls ins Deutsche vom Grafen Schack, Stuttg. 1890) und »Chiredname-i-Iskenderi« (»Weisheitsbuch Alexanders«). Durch zwei weitere Dichtungen, das mystisch-allegorische »Silsilet us-seheb« (»Goldkette«) und das allegorische Epos »Selamân und Absâl« (hrsg. und übersetzt von Falconer, Lond. 1850, 1856; übersetzt von Fitzgerald, das. 1879), hat D. selbst den »Fünfer« zu einem »Siebener« (genannt »Heft Aureng«, »die sieben Throne«, unter Anspielung auf das Sternbild des Großen Bären) erweitert. Dichterisch wertvoll sind auch seine drei »Diwane«, aus denen Rosenzweig (Wien 1840), Wickerhauser (Leipz. 1855, Wien 1858) und vor allen Rückert (in der »Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes« und der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«) einen beträchtlichen Teil metrisch übersetzt haben. Seine vorzüglichsten Prosawerke sind: »Beharistân« (»Frühlingsgarten«, eine Nachahmung von Saadis »Rosengarten«; persisch und deutsch von Schlechta-Wssehrd, Wien 1846; engl., Benares 1887), »Nafahât uluns« (»Die Hauche der Vertraulichkeit«, Lebensbeschreibungen von 612 sufischen Scheichs, hrsg. von Lee, Kalkutta 1859) u.a. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien 1890 in Khanpur, lithographisch in Lakhnau 1876. Vgl. Rosenzweig, Biographische Notizen über D. (Wien 1840).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 229.
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