Saadi

[346] Saadi (eigentlich Sa'dî), Scheich Moslih ud Dîn, der berühmteste didaktische Dichter der Perser, geb. 1184 oder 1189 in Schiraz (daher Schîrâsî genannt), gest. 1291, studierte auf Kosten des Atabek Sa'd b. Zengi (dem zu Ehren er sich Sa'dî nannte) in Bagdad, machte 1224–55 große Reisen, auf denen er vorübergehend in Tripolis in die Gefangenschaft fränkischer Kreuzfahrer geriet, und lebte dann in einer kleinen Zelle bei Schiraz als Sufi. Außer einem »Diwan«, aus dem Graf in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft« (Bd. 9 bis 18) und Rückert in »Aus Saadis Diwan« (hrsg. von Bayer, Leipz. 1893) sehr reizende und geschmackvolle Proben gegeben, Rückert auch die »Politischen Gedichte« (gleichfalls hrsg. von Bayer, Berl. 1894) übersetzt hat, besitzen wir von ihm: den »Gulistân« (»Rosengarten«, im Abendland öfter, im Orient weit über hundertmal gedruckt; am besten hrsg. von Sprenger, Kalkutta 1851, von Johnson, Hertford 1863, und von Platts, Lond. 1871; deutsch von Olearius, Schlesw. 1654; neue Aufl., Wittenb. 1775; von Graf, Leipz. 1846, und von Nesselmann, Berl. 1864; franz. von Defrémery, Par. 1858; engl. von Eastwick, Herfort 1852, und von Roß, Lond. o. J.), ein moralisierendes, teils erzählendes, teils reflektierendes Werk in Prosa mit zahlreichen Versen; den »Bostân« (»Baumgarten«, hrsg. mit Kommentar von Graf, Wien 1858; von Rogers, Lond. 1891; deutsch von Graf, Jena 1850, und von Rückert, Leipz. 1882, auszugsweise von Schlechta-Wssehrd, Wien 1852; engl. von Davie, Lond. 1883; franz. von Barbier de Meynard, Par. 1880), ein ähnliches, aber ganz in Versen geschriebenes Werk; das »Pend-nâme« (»Buch des Rats«, vielfach im Orient gedruckt; pers. und engl. von Gladwin im »Persian moonshee«, Kalkutta 1801, und in Rousseaus »Flowers of Persian literature«, Lond. 1801; franz. von Garcin de Tassy, Par. 1822, wieder abgedruckt in dessen »Allégories, récits poétiques et chants populaires«, 2. Ausg., das. 1876); die »Sâhibîja«, für den Wesir des Hulâgu, Schems ud Dîn Dschuweini, verfaßt (daraus: »Sa'dis Aphorismen und Sinngedichte«, hrsg. und übersetzt von Bacher, Straßb. 1879), und viele andre kleine Erzählungen, Fabeln und Abhandlungen, sämtlich in reiner, zierlicher und dabei einfacher Sprache abgefaßt. Saadis sämtliche Werke wurden von Harington (Kalkutta 1791–95, 2 Bde.) und wiederholt im Orient herausgegeben. Vgl. Bacher, S. – Studien (in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 30); Graf, Die Moral des S. (in Reuß und Cunitz' »Beiträgen zu den theologischen Wissenschaften«, Bd. 3, Jena 1851); ferner die literarhistorischen Werke von Ethé, Horn, Pizzi und die Kataloge von Rieu, Pertsch u.a. S. Persische Literatur, S. 620, 1. Spalte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 346.
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