Eratosthĕnes

[885] Eratosthĕnes, griech. Polyhistor, um 275–195 v. Chr., aus Kyrene, in Alexandria Schüler des Kallimachos, dann in Athen mit Studien beschäftigt, um 235 nach Alexandria als Vorsteher der Bibliothek berufen. Wegen seiner Vielseitigkeit nannte man ihn Pentathlos (Meister in den fünf Übungen des Ringkampfes). Sein größtes Verdienst ist die Begründung der wissenschaftlichen Geographie in seinem Hauptwerk (»Geographica«, in 3 Büchern; vgl. Berger, Die geographischen Fragmente des E., Leipz. 1880), in dem er auf Grund der von ihm vorgenommenen ersten Gradmessung zwischen Alexandria und Syene den Umfang der Erde zu bestimmen suchte. Ebenso war er der Schöpfer der wissenschaftlichen Chronologie. Von großer Wichtigkeit für die Literaturgeschichte war sein großes Werk »Über die alte Komödie« in 12 Büchern. Zur Lösung des Problems von der Verdoppelung. des Würfels erfand er ein besonderes Instrument (Mesolabium); sein auf diese Aufgabe bezüglicher Brief an Ptolemäos Euergetes ist erhalten (vgl. Dreßler, E. von der Verdoppelung des Würfels, Wiesb. 1828). Das sogen. Sieb des E. ist ein einfaches Verfahren zur Ausscheidung der Primzahlen aus den übrigen Zahlen. Die ihm zugeschriebenen »Catasterismi«, eine Aufzählung von 44 Sternbildern mit 475 Sternen nebst den darauf bezüglichen Mythen (hrsg. von Robert, Berl. 1878; Olivieri, Leipz. 1897), rühren nicht von ihm her. Auch philosophische Schriften verfaßte er sowie auf Astronomie bezügliche Gedichte (vgl. »Eratosthenis carminum reliquiae«. hrsg. von Hiller, Berl. 1872). Sammlung der Bruchstücke der verschiedenen Schriften des E. von Bernhardy: »Eratosthenica« (Berl. 1822).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 885.
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