Grimma

[343] Grimma, Stadt in der sächs. Kreish. Leipzig, an der Mulde, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Borsdorf-Koswig und Glauchau-Wurzen, 123 m ü. M., hat 3 evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Lutherdenkmal, Eisengießerei und Maschinenbau, Handschuh-, Wagen-, Schirm-, Stock- und Papierwarenfabriken, Bleicherei, Färberei, Großmühlenbetrieb, Gelbgießerei, Kunstgärtnerei und (1900) mit der Garnison (1 Regiment Husaren Nr. 19) 10,892 Einw., davon 356 Katholiken. Berühmt ist die dortige Fürsten- oder Landesschule (Moldanum illustre), vom Kurfürsten Moritz im ehemaligen Augustiner-Eremitenkloster gegründet, 1550 eingeweiht, mit Alumneum. Außerdem hat G. eine Realschule mit Progymnasium, ein Schullehrerseminar, eine Handelsschule, eine Brauer- und Mälzerschule und eine Korrektions- und Pflegeanstalt. Von Behörden befinden sich dort eine Amtshauptmannschaft, Amtsgericht, Forstamt und Hauptsteueramt. In der Nähe liegt das Klostergut Nimbschen mit der Ruine des Cistercienser-Nonnenklosters, aus dem 1523 Katharina v. Bora entfloh; im Muldetal das große Mühlenwerk Golzermühle, bestehend aus Mahlmühle, Eisengießerei, Maschinen- und Papierfabrik; nahebei das Bergschloß Döben (Dewin, zuerst 1185 erwähnt) sowie am andern Muldeufer das restaurierte Schloß Böhlen. – G. ist sorbischen Ursprungs; urkundlich erwähnt wird es zuerst 1203. Auf dem Schloß residierten oft meißnische Markgrafen und sächsische Kurfürsten. Geboren wurde daselbst 1443 der Stammvater des sächsischen Königshauses, Albrecht der Beherzte. Durch den sogen. »Grimmaischen Machtspruch« wurden 1531 langjährige Streitigkeiten der beiden sächsischen Linien über Münz- und Bergsachen beigelegt. 1828 starb in G. der bekannte Verlagsbuchhändler Göschen, der daselbst seine Druckerei hatte. Vgl. Lorenz, Die Stadt G., historisch beschrieben (Leipz. 1871); »Führer durch G. und Umgegend« (Grimma 1901); Rößler, Geschichte der königlich sächsischen Fürsten- und Landesschule G. (Leipz. 1891); Ludw. Schmidt, Urkundenbuch der Stadt G. (das. 1895); Fraustadt, Grimmenser Stammbuch. Lebensnachrichten über Zöglinge der Fürstenschule G. (Grimma 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 343.
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