Gute Werke

[548] Gute Werke (lat. bona opera) bilden einen im Reformationszeitalter zwischen den katholischen und protestantischen Theologen und auch inmitten der letztern selbst streitig gewesenen Artikel der Dogmatik und Ethik. Die katholische Kirche erklärt den Glauben, weil er lediglich die Unterwerfung des Verstandes unter die Kirchenlehre bedeutet, für unzureichend und das Heil demgemäß für nicht von ihm, sondern von seiner Bewährung durch Taten abhängig. So kam allmählich die Lehre auf von der Notwendigkeit und Verdienstlichkeit, bez. Überverdienstlichkeit (s. Consilia evangelica) dessen, was man g. W. nannte. Die Reformation wies diese dem Ablaß, dem Zölibat und dem gesamten Mönchswesen zugrunde liegende Theorie[548] zurück, indem sie als g. W. nur solche anerkannte, die von selbst aus dem lebendigen Glauben als dessen Früchte hervorgehen. Gott wohlgefällig sind sie somit nicht um ihrer selbst, sondern lediglich um der durch den Glauben gerechtfertigten Personen willen, die sie aus kindlicher Liebe zu Gott und aus Wohlgefallen am Guten vollbringen. Die Lutheraner von der Richtung Melanchthons fanden daher selbst an dem Satz, daß g. W. notwendig zur Seligkeit seien, nichts auszusetzen, während der Eiferer Nikolaus von Amsdorf (s. d.) sogar behauptete, sie seien schädlich zur Seligkeit. Die Reformierten stehen insofern auf jener Seite, als ihr System einen Rückschluß von den lebendigen Früchten des Glaubens auf seine Echtheit in sich schließt (syllogismus practicus).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 548-549.
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