Heubner

[288] Heubner, 1) Otto Leonhard, sächs. Politiker, geb. 17. Jan. 1812 in Plauen im Vogtland, gest. 1. April 1893 in Dresden, studierte die Rechte, führte im Vogtland (1840), zuerst in Sachsen, das volkstümliche Turnen ein (vgl. Gut Heil), ward Patrimonialrichter, 1843 Kreisamtmann in Freiberg. 1848 in das Frankfurter Parlament gewählt, gesellte er sich der Linken zu, legte im Januar 1849 sein Mandat nieder, um in die sächsische Erste Kammer einzutreten, und wurde hier Führer der gemäßigten Linken. Nach der Auflösung der Kammer und dem Ausbruch des Dresdener Maiaufstandes neben Tzschirner und Todt Mitglied der provisorischen Regierung, verließ er Dresden erst mit den letzten Freischaren, ward in Chemnitz mit Bakunin verhaftet, zum Tode verurteilt, aber zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Seine »Selbstverteidigung« (Zwickau 1850) erschien, als er bereits im Zuchthaus Waldheim saß. Im Mai 1859 freigelassen, wurde er bei der Hypothekenversicherungsgesellschaft in Dresden angestellt, 1865–67 deren erster Direktor und wirkte später als Rechtsanwalt. 1869 in die sächsische Zweite Kammer, 1871 in die evangelisch-lutherische Landessynode erwählt, wurde er in demselben Jahr als besoldetes Mitglied in den Rat zu Dresden berufen. Von seinen Schriften sind zu erwähnen: »Gedichte« (Zwickau 1850); »Englische Dichter« (Leipz. 1856), eine Auswahl englischer Originale mit deutscher Übertragung; »Herr Goldschmid und sein Probierstein« (das. 1852) und »Klänge aus der Zelle in die Heimat« (Dresd. 1859). Vgl. Isolani, Otto Leonh. H. (Dresd. 1893).

2) Otto, Mediziner, Sohn des vorigen, geb. 21. Jan. 1843 zu Mühltroff im Vogtland, studierte in Leipzig und Wien, habilitierte sich 1868 in Leipzig, war lange Assistent bei Wunderlich, wurde 1873 außerordentlicher Professor, 1876 Direktor der Distriktspoliklinik, 1887 Professor der Kinderheilkunde, 1890 Direktor der Universitätskinderklinik und -Poliklinik daselbst und ging 1894 nach Berlin als ordentlicher Professor und Direktor der Klinik für Kinderkrankheiten. Er schrieb: »Beiträge zur internen Kriegsmedizin« (Leipz. 1871); »Die luëtische Erkrankung der Hirnarterien« (das. 1874); »Die experimentelle Diphtherie« (das. 1883); »Klinische Studien über die Behandlung der Diphtherie mit dem Behringschen Heilserum« (das. 1895); »Syphilis im Kindesalter« (Tübing. 1896); »Über chronische Nephritis und Albuminurie im Kindesalter« (Berl. 1897); das Kapitel über Syphilis für Gerhardts »Handbuch der Kinderkrankheiten« (Tübingen 1896); »Säuglingsernährung u. Säuglingsspitäler« (Berl. 1897); »Lehrbuch der Kinderheilkunde« (Leipz. 1903, Bd. 1). Auch ist er Mitredakteur des »Jahrbuchs für Kinderheilkunde«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 288.
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