Hrabānus Maurus

[585] Hrabānus Maurus (Rhabanus M.), Gelehrter, geb. um 776 in Mainz, gest. 4. Febr. 856 zu Winkel im Rheingau, ward im Benediktinerkloster zu Fulda erzogen, wurde 801 Diakonus und ging 802 zu weiterer Ausbildung nach Tours zu Alkuin, von dem er nach dem Lieblingsschüler des heil. Benedikt den Beinamen Maurus erhielt. 804 nach Fulda zurückgekehrt, begann er eine eifrige Lehrtätigkeit, erhielt 814 die Priesterweihe, wurde 822 Abt des Klosters, legte 842 dieses Amt nieder, um sich in die Priorei St. Peter zurückzuziehen, und wurde 847 Erzbischof von Mainz. Er umfaßte alle damals bekannten Wissenschaften. Die Klosterschule in Fulda machte er zur berühmtesten in Deutschland, so daß man ihn den »Praeceptor Germaniae« genannt hat. In der Kirchenverwaltung hielt er auf strenge Zucht und beförderte die Gründung von Kirchen und Klöstern; auch drang er darauf, daß in deutscher Sprache gepredigt und die griechische Sprache gelehrt wurde. Von seinen vielen Schriften, überwiegend Bibelkommentaren, heben wir hervor: »De Universo libri XXII sive Etymologiarum opus«, eine Art von Enzyklopädie der damaligen Zeit, und das lateinisch-deutsche Glossarium zur Heiligen Schrift (in Graffs »Diutiska«, Bd. 3, Stuttg. 1829). Eine (freilich sehr unvollständige) Ausgabe seiner Schriften besorgte G. Colvenerius (Köln 1627, 6 Bde.), wiederholt in Mignes »Patrologia latina« (Bd. 107–112), seine Gedichte gab Dümmler (in »Poetae latini aevi Carolini«, Bd. 2, Berl. 1884), seine »Pädagogischen Schriften« in deutscher Bearbeitung Freundgen (Paderb. 1889), »De institutione clericorum libri tres« Knöpfer (Münch. 1901) heraus. Vgl. Kunstmann, Hrabanus Maurus (Mainz 1841); Spengler, Leben des heil. Rhabanus Maurus (Regensb. 1856); die Programme von KöhlerRhabanus Maurus und die Schule zu Fulda«, Chemn. 1870) und Richter (Malchin 1882); Türnau, Rhabanus Maurus, der Praeceptor Germaniae (Münch. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 585.
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