Köchly

[221] Köchly, Hermann, Philolog, geb. 5. Aug. 1815 in Leipzig, gest. 3. Dez. 1876 in Triest auf der Rückreise aus Griechenland, studierte seit 1832 in Leipzig, ward 1837 Lehrer am Progymnasium in Saalfeld, 1840 an der Kreuzschule in Dresden, flüchtete 1849 infolge seiner tätigen Teilnahme am Maikampfe nach Brüssel und wurde Ostern 1851 Professor der klassischen Philologie in Zürich, 1864 in Heidelberg. 1871 bis 1873 war er Mitglied des deutschen Reichstags, wo er sich der Fortschrittspartei anschloß. Als Philolog hat er sich besonders um die griechischen Epiker und die alten Militärschriftsteller verdient gemacht. In ersterer Beziehung lieferte er kritische Ausgaben des Quintus Smyrnäus (Leipz. 1850; Textausg., das. 1853) und Hesiod (mit Kinkel, das. 1870; Textausgabe allein, das. 1870), eine Ausgabe von »Aratus, Manethonis, Maximi et aliorum astrologica« mit lateinischer Übersetzung (Par. 1851), Textausgaben der »Apotelesmata« des Pseudo-Manetho (Leipz. 1858) und der »Dionysiaca« des Nonnos (das. 1858, 2 Bde.); endlich: »De Iliadis carminibus dissertationes VII« (Zürich 1850–59), denen sich eine Ausgabe von »Iliadis carmina XVI« (Leipz. 1861) anschloß, »De diversis Hesiodeae Theogoniae partibus« (Zürich 1860), »De Odysseae carminibus dissertationes tres« (das. 1862–63), »Opuscula epica IV« (das. 1864) u. a. Nach der zweiten Richtung veröffentlichte er: »Geschichte des griechischen Kriegswesens« (Aarau 1852), »Griechische Kriegsschriftsteller, griechisch und deutsch mit kritischen und erklärenden Anmerkungen« (Leipz. 1853–55, 2 Bde.), »Einleitung in Cäsars Kommentarien über den Gallischen Krieg« (Gotha 1857), sämtlich mit W. Rüstow, »Onosandri de imperatoris officio liber« (Leipz. 1860). Außerdem besitzen wir von ihm Ausgaben von Arrians »Anabasis«[221] (Leipz. 1861) sowie von Euripides' »Iphigenia in Taurien« (Berl. 1863) und »Medea« (das. 1867), treffliche Übersetzungen, besonders von Cäsar (zusammen mit Rüstow), zuletzt von Äschylos' »Persern« (ursprünglich zu der Musik des Erbprinzen von Meiningen als Manuskript gedruckt; später hrsg. von K. Bartsch, das. 1880; 2. Aufl. 1900), und eine Biographie seines Lehrers Gottfried Hermann (Leipz. 1874). Seine kleinern Schriften sind gesammelt in »Opuscula academica« (Leipz. 1853–56, 2 Bde.), »Akademische Vorträge und Reden« (Zürich 1856; neue Folge, hrsg. von Bartsch, Freiburg 1882) und »Opuscula philologica« (hrsg. von Kinkel und Böckel, Leipz. 1881 bis 1882, 2 Bde.). Vgl. Hug, Hermann K. (Basel 1878); Böckel, Hermann K., ein Bild seines Lebens und seiner Persönlichkeit (Heidelb. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 221-222.
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