Marĭotte

[312] Marĭotte, Edme, Physiker, geb. um 1620 (?) in Bourgogne, gest. 12. Mai 1684 in Paris, war Prior von St.-Martin-sous-Beaune und wurde 1666 Mitglied der Pariser Akademie der Wissenschaften. M. verarbeitete die Ideen seiner Vorgänger Galilei und Torricelli mit so viel Glück, daß er eine Menge von Entdeckungen über das Maß und den Abfluß der Gewässer nach der verschiedenen Höhe der Behälter, über die Leitung des Wassers und über die den Röhren nötige Stärke zum Widerstand gegen den Druck des Wassers sowie über die Gesetze des Gleichgewichts flüssiger Körper machte. Diese Beobachtungen enthält der »Traité du mouvement des eaux« (hrsg. von De la Hire, Par. 1686). Das häufig nach ihm benannte Gesetz, daß die Volumina ein und derselben Menge Luft in umgekehrtem Verhältnis zu dem auf sie wirkenden Druck stehen, das er 1679 an der Spitze seiner Abhandlung »De la nature de l'air« veröffentlicht hat, ist schon 17 Jahre vorher durch den englischen Physiker Boyle entdeckt worden. Doch hat Boyle das Gesetz nicht selbst formuliert, und M. hat es zuerst auf die barometrische Höhenmessung angewandt. Die Mechanik der festen Körper bereicherte M. durch eine vollständigere Entwickelung der von Chr. Wren aufgestellten Lehre vom Stoß, auch konstruierte er den noch heute benutzten Perkussionsapparat zur Demonstration der Gesetze vom Stoß. Er entdeckte auch den blinden Fleck im Auge (1666; vgl. Gesicht, S. 729). Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in Leiden (1717, 2 Bde.) und im Haag (1740, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 312.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: