Martin von Tours

[367] Martin von Tours, Heiliger, geb. um 316 in Sabaria am Fuße des heutigen Martinsberges (s. d.) in Pannonien (Ungarn), gest. um 400 in Tours, wurde in Pavia erzogen und schon in früher Jugend Christ. Von seinem Nater zum Militärdienst genötigt, diente er mehrere Jahre in Gallien, nahm aber, 20 Jahre alt, seinen Abschied und kehrte in seine Heimat zurück. Dort und in Mailand von den Arianern bedrängt, lebte er eine Zeitlang als Klausner auf einer Insel bei Genua und gründete gegen 370 bei Poitiers wohl die erste klösterliche Organisation des Abendlandes. 371 ward er durch öffentliche Volksabstimmung zum Bischof von Tours gewählt. Als solcher gründete er das Kloster Marmoutiers und verbreitete das Christentum insbes. unter dem gallischen Landvolk. Auf seinen Gedächtnistag (11. November), das Martinsfest (Martini), sind bei den Germanen viele Bräuche des alten, dem Wodan geweihten Herbstdankfestes übergegangen. Überreste davon sind noch die Martinsgans, die wahrscheinlich einst zu den Opfertieren gehörte, und der Martinstrunk, bei dem der neue Wein geprüft wird. Die Kappe des heil. M. diente den fränkischen Königen als Heerfahne, ohne die sie nicht ins Feld zogen. Er ist der Schutzpatron Frankreichs sowie der von Mainz und Würzburg. Sein Leben hat Sulpicius Severus mit vielen Ausschmükkungen beschrieben, und Gregor von Tours (s. d.) hat ihn ergänzt. Aus seiner Legende ist besonders der Zug bekannt geworden, wie er am Stadttor zu Amiens einem Armen die Hälfte seines Soldatenmantels gab. Vgl. Reinkens, Martin von Tours, der wundertätige Mönch und Bischof (3. Ausg., Gera 1876); Chamard, Saint Martin et son monastère (Poitiers 1873); Scullard, M. of Tours (Lond 1891); Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, Bd. 1, S. 52 ff. (2. Aufl., Leipz. 1898); Bernoulli, Die Heiligen der Merowinger (Tübing. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 367.
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