Meisterdieb

[561] Meisterdieb, der Held eines über ganz Europa und darüber hinaus verbreiteten, aber besonders in den germanischen Ländern heimischen Märchens von einem überaus geschickten Diebe. Der karolingische Sagenkreis erwähnt diesen M. unter dem Namen Alegast (Elben- oder Alpgeist) oder Malegis öfter, besonders in dem Gedicht »Karl und Elegast«, in dem Karl d. Gr. in seinem Schlosse zu Ingelheim (in dessen Nähe eine Ortschaft Algesheim, früher urkundlich Alegastesheim, liegt) von einem Engel aufgefordert wird, nächtlich mit dem Alegast stehlen zu[561] gehen, und dadurch sein Leben rettet. Daß dieser Alegast, Elbegast, Alberich, Oberon, mit dem M. der Märchen zusammenhängt, geht daraus hervor, daß schon der »Jüngere Titurel« berichtet, wie Elbegast dem Vogel die Eier »aus der Brut« stiehlt, während der Sänger Frauenlob noch ein lustigeres Stückchen (Kreuzvertauschung zweier Liebespaare) von Alegast erzählt. Man hat einen Zusammenhang dieses Märchenmotivs mit alten Mythen vermutet, nach denen die obersten Gottheiten der Arier (Odin, Thor, Indra etc.) die den Göttern von den Menschen entwendeten Himmelsgaben (Göttertrank, Sonne, Blitz und Donner, Wolkenkühe und Wolkenrosse) mit List zurückstahlen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 561-562.
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