Moleschott

[35] Moleschott, Jakob, Physiolog, geb. 9. Aug. 1822 in Herzogenbusch, gest. 20. Mai 1893 in Rom, studierte seit 1842 in Heidelberg Medizin, Naturwissenschaft, besonders Physiologie, und Hegelsche Philosophie und erwarb sich durch seine »Kritische Betrachtung von Liebigs Theorie der Pflanzenernährung« (Haarlem 1845) den von der Universität. in Haarlem ausgesetzten Preis. 1845 ließ er sich als Arzt in Utrecht nieder, arbeitete in Mulders Laboratorium und begann mit Donders und van Deen die Herausgabe der »Holländischen Beiträge zu den anatomischen und physiologischen Wissenschaften«. 1847 habilitierte er sich in Heidelberg als Privatdozent, und 1853 gründete er daselbst ein Physiologisches Laboratorium. 1854 erhielt M. wegen seiner materialistischen Auffassung aller Lebenstätigkeit auf Befehl des Ministeriums eine Verwarnung, legte infolgedessen sein Lehramt nieder und behielt nur die Leitung seines Laboratoriums. 1856 wurde er Professor der Physiologie am Polytechnikum in Zürich, 1861 an der Universität in Turin und 1878 in Rom. 1876 wurde er von der italienischen Regierung zum Senator ernannt. In seinen »Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Tiere« (Frankf., dann Gießen 1856–1893, Bd. 1–15; fortgesetzt von Colasanti und Fubini) veröffentlichte er die meisten seiner Untersuchungen, die sich besonders auf die Respiration und die Respirationsorgane, auf die Milch, die Galle und das Blut, auf die Wandlung der Stoffe im Organismus, auf die Struktur der Horngebilde, die histochemischen Methoden, die Heilwirkung des Jodoforms, die Innervation des Herzens etc. beziehen. Er schrieb: »Physiologie der Nahrungsmittel« (Darmst. 1850; 2. Aufl., Gießen 1859); »Lehre der Nahrungsmittel für das Volk« (Erlang. 1850, 3. Aufl. 1857); »Physiologie des Stoffwechsels in Pflanzen und Tieren« (das. 1851) und »Kreislauf des Lebens. Physiologische Antworten auf Liebigs;Chemische Briefe'« (Mainz 1852; 5. Aufl. 1875–86, 2 Bde.); »Georg Forster, der Naturforscher des Volkes« (Frankf. 1854; 3. Ausg., Halle 1874); »Physiologisches Skizzenbuch« (Gieß. 1861); »Licht und Leben«, Rede (3. Aufl., das. 1879); »Hermann Hettners Morgenroth« (das. 1883); »Franciscus Corn. Donders« (das. 1888). Seine »Kleinen Schriften« erschienen in zwei Bänden (Gießen 1880 und 1887). Nach seinem Tode erschien: »Für meine Freunde. Lebenserinnerungen« (Gießen 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 35.
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