Nâdir

[373] Nâdir, Schah von Persien, geb. 1688 in Chorasan als Sohn eines turkmenischen Befehlshabers, nahm in Chorasan Militärdienste, stellte sich aber sodann an die Spitze einer ihm ergebenen Schar, mit der er den von der Regierung verdrängten rechtmäßigen Thronerben, Schah Tahmâsp II., dem Namen nach wieder auf den Thron setzte, tatsächlich aber alle Staatsgeschäfte an sich riß. 1732 entthronte er den Schah, bemächtigte sich im Namen des minderjährigen Schahs Abbas III. der Regentschaft und bekriegte die Türken und Russen, die er schlug. Nach dem zweifellos gewaltsamen Tode seines Mündels (20. März 1736) ließ er sich von den Großen des Reiches zum Schah ausrufen. N. trug seine Waffen siegreich auch nach Afghanistan, Bochara u. Chorasmien; sein glänzendster, aber auch grenelvollster Feldzug war der gegen den Großmogul Mohammed XIV., dessen Hauptstadt Dehli er im März 1738 eroberte, wobei er 30,000 (nach andern 225,000) Einw. niedermetzeln ließ. Als er, um durch den Religionshaß nicht in seinen politischen Unternehmungen gehemmt zu sein, durch Verschmelzung der Schüten mit den Sunniten eine neue, fünfte orthodoxe Schule zu gründen suchte, ward er auf Anstiften seines Neffen Ali Kulichân in der Nacht vom 19. zum 20. Juni 1747 ermordet. Seinen Sohn retteten einige seiner Getreuen nach Semlin, wo ihn die Kaiserin Maria Theresia taufen und erziehen ließ. Er trat als Baron v. Semlin in russische Dienste, machte den Siebenjährigen Krieg mit Auszeichnung mit und starb in Mödling bei Wien. Nâdirs Leben beschrieben Fraser (Lond. 1742–43, 4 Tle.), Maynard (das. 1885) und Mohammed Mahdi Chân (franz. von Jones, das. 1770, 2 Tle.; 1790).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 373.
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