Nissen

[712] Nissen, 1) Heinrich, Historiker und Archäolog, geb. 3. April 1839 in Hadersleben, studierte in Kiel und Berlin Philologie und Geschichte, bereiste 1863 bis 1866 Italien und habilitierte sich 1867 in Bonn, wurde 1869 außerordentlicher, 1870 ordentlicher Professor in Marburg, 1877 Professor in Göttingen, 1878 in Straßburg und 1884 in Bonn. Seit 1890 vertritt er die Universität Bonn im Herrenhaus. Er schrieb: »Kritische Untersuchungen über die Quellen der 4. und 5. Dekade des Livius« (Berl. 1863); »Das Templum« (das. 1869); »Pompejanische Studien zur Städtekunde des Altertums« (Leipz. 1877); »Italische Landeskunde« (Bd. 1 u. 2, Berl. 1883 u. 1902); »Griechische und römische Metrologie« in J. v. Müllers »Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft«, Bd. 1 (2. Aufl., Münch. 1892).

2) Hermann, Schauspieler, geb. 17. Juli 1855 in Dassow (Mecklenburg), studierte in Jena, Leipzig und Rostock die Rechte und widmete sich dann der Bühne, die er zuerst im Nationaltheater in Berlin betrat. Nachdem er sodann in Metz und Würzburg tätig gewesen, wurde er an das Hoftheater in Meiningen engagiert, an dessen Gastspielreisen er drei Jahre lang als Darsteller von Helden und jugendlichen Liebhabern (Karl Moor, Leontes, Brutus, Jaromir, Tell) teilnahm. Dann ging er an das Thaliatheater in Hamburg, wo er seine Begabung für Bonvivants und Konversationsrollen ausbildete, in denen er später den Schwerpunkt seiner Tätigkeit fand. Nach Engagements in Petersburg und Prag ging er 1888 an das Deutsche Theater in Berlin, dem er bis 1901 angehörte, wo er an das Hofburgtheater in Wien engagiert wurde. Von seinen übrigen Hauptrollen sind noch Fiesco, Petrucchio, Othello, Helmer (in Ibsens »Nora«) und Joh. Borckmann hervorzuheben. Von 1892–1901 war er als Präsident der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger für deren Interessen mit großem Erfolge tätig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 712.
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