Nowgorod [1]

[826] Nowgorod, russ. Gouvernement, grenzt nördlich an das Gouv. Olonez, östlich an Wologda und Jaroslaw, südöstlich an Twer, südwestlich an Pskow und westlich an St. Petersburg, umfaßt 122,339,2 qkm (2221,76 QM.) und wird von der Mittelrussischen Hügelkette durchzogen, die sich im S. zum Waldaigebirge (313 m) erhebt, die Wasserscheide zwischen dem Baltischen und dem Kaspischen Meer bildend, während sie im W. zum Ilmensee (32 m ü. M.) abfällt und gegen Norden in große Sümpfe übergeht, die 13,4 Proz. des Areals bedecken. Bewässert wird N. von etwa 300 Seen mit 3780 qkm Flächeninhalt (darunter der Ilmen, der Bjelo Osero und der Woshe, s. d.) und einer Menge von Flüssen, von denen die wichtigsten sind: Scheksna, Mologa, Tschagodoschtscha und Kowsha (zum Wolgasystem), Wolchow und Sjaß (zum Ladogasystem) und Msta und Lowat (zum Ilmensee gehörig). Wichtiger noch für die Schiffahrt sind die Kanalsysteme: das Wishni-Wolotschokische, das Mariensche und das Tichwinsche sowie der Kanal des Herzogs Alexander von Württemberg. Das Klima ist rauh, der Winter lang; die mittlere Jahrestemperatur (für die Stadt N.) beträgt 4,4°. Die Bevölkerung betrug 1897: 1,367,022 Seelen, 11 auf 1 qkm. Sie besteht (mit Ausnahme von etwa 26,000 Karelen, 7000 Tschuden, 1200 Deutschen, 2900 Juden) aus Großrussen, die zur griechisch-orthodoxen Kirche (96,3 Proz.) gehören. Das Areal setzt sich zusammen aus 54,9 Proz. Wald, 19,3 Praz. Un land, 13,3 Proz. Wiesen und Weiden und nur 11,7 Proz. Ackerland. Der Ackerbau deckt nicht in allen Kreisen den innern Bedarf an Roggen; dagegen wird Hafer ausgeführt. Die Ernte betrug 1902: 181,908 Ton. Roggen, 195,816 T. Hafer, 15,104 T. Gerste, 124,200 T. Kartoffeln. Außerdem wird viel Flachs gebaut. Die Viehzucht, ausgenommen vielleicht die Rindviehzucht, ist unzureichend. Man zählte 1902: 284,000 Pferde, 764,000 Stück Hornvieh, 298,000 Schafe und 60,000 Schweine. Das Mineralreich liefert gewöhnlichen und feuerfesten Ton (besonders bei Borowitschi), Steinkohlen und Torf in großer Menge; auch gibt es viele Mineralquellen, namentlich in Staraja Russa (s. d.). Die Industrie ist 1900 mit 4546 Betrieben vertreten, die 19,112 Arbeiter beschäftigten und für etwa 15. Mill. Rubel Waren herstellten. Dem Wert nach an erster Stelle steht dabei die Verarbeitung der obigen Mineralien, ferner die Sägemühlen-, die Glasindustrie u.a. Sehr entwickelt ist das Wandergewerbe, das namentlich St. Petersburg mit Arbeitern versorgt. Administrativ zerfällt N. in elf Kreise: Bjelosersk, Borowitschi, Demjansk, Kiri low, Krestzy, N., Staraja Russa, Tichwin, Tscherepowez, Ustjushna und Waldaj.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 826.
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