Oāsen

[856] Oāsen (griech.; altägypt. Uit, kopt. Uah, »Station«, arab. Wāh, griech. Uasis, Auasis), in Wüsten, besonders in Nordafrika, vorkommende kulturfähige Landstriche in Vertiefungen zwischen Höhenzügen, bewässert durch kleinen, aus spärlichem Regenwasser angesammelten Bach (See) oder durch Quellen aus der umgebenden Hochfläche. Diese Wasseransammlungen bedingen die Bewohnbarkeit der O. und rufen rege Vegetation hervor. Der Charakterbaum der O. Nordafrikas, die Dattelpalme, bildet große zusammenhängende Waldungen, die ihr Entstehen der Kultur verdanken, ebenso wie auch beschränkter Ackerbau erst durch künstliche Bewässerung des Bodens möglich geworden ist. Der Zustand der O. vor der Kultur läßt sich nicht mehr nachweisen. Die Flora der nordafrikanischen O. entspricht derjenigen der Sahara; wie in den Wadis (den tiefern Einschnitten des Wüstenplateaus) nur zur Regenzeit, so entwickelt sich in den O. fortdauernd eine lebhaft grüne Grasdecke, auf der neben Dorngebüschen die Zwergpalme (Chamaerops humilis), der Tamariskenbaum (Tamarix africana) und Pistazien wachsen, wo große Büsche von Zizyphus spina Christi, hohes Ginstergesträuch (Retama), Kruziferen und Kapparidazeen mit großen gefärbten Blumen den Hauptbestandteil der Vegetation bilden. Die O. bilden für die Karawanen, deren Richtung sie bestimmen, unentbehrliche Ruhepunkte, wo sie Wasser und Proviant aufnehmen. Die Karawanenstraßen haben daher seit ältesten Zeiten ihre Richtung beibehalten. Schon im Altertum berühmt (zum Teil auch Verbannungsorte) waren die Oase des Jupiter Ammon (jetzt Oase von Siwah) und die westlichere Oase Audschila sowie die sogen. Kleine (Farafrah und Bacharieh) und Große Oase (Chargeh und Dachel). Die Franzosen haben seit 1856 in Algerien durch Anlage artesischer Brunnen neue O. geschaffen. Große Oasenlandschaften sind Fessan, Tuat, Tibesti, Bilma, Air, Adrar. Vgl. Sahara.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 856.
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