Prätorĭus

[268] Prätorĭus, 1) Michael, Komponist und Musikschriftsteller, geb. 15. Febr. 1571 in Kreuzburg bei Eisenach, gest. 15. Febr. 1621 in Wolfenbüttel, war erst kurfürstlich sächsischer, dann herzoglich braunschweigischer Kapellmeister in Wolfenbüttel und zuletzt Prior des Klosters zu Ringelheim. Er hinterließ eine große Zahl wertvoller Kirchenkompositionen (Messen, Motetten, Hymnen, Kirchenlieder etc.) sowie musikwissenschaftlicher Schriften, deren bedeutendste, das »Syntagma musicum« (Bd. 1, Wittenb. 1515; Bd. 2 und 3, Wolfenb. 1618–20), noch bis zur Gegenwart mit Recht als ein unentbehrliches Hilfsmittel zum Studium der Musikgeschichte gilt (Neudruck des 2. Bandes mit Faksimilierung der Abbildungen von Musikinstrumenten, hrsg. von Eitner, Berl. 1884).

2) Johannes (eigentlich Hans Schultze), Gelehrter und Schriftsteller, geb. 22. Okt. 1630 zu Zethlingen in der Altmark, gest. 25. Okt. 1680 in Leipzig, wo er studiert und dann dauernd gewohnt hatte. Von seinen zahlreichen Schriften sind mehrere eine außerordentlich wichtige Fundgrube für die Volkskunde, besonders was die abergläubischen Vorstellungen jener Zeit betrifft. Erwähnenswert sind namentlich die »Daemonologia Rubinzalii Sile ii« (Leipz. 1662–1665, 3 Bde.); »Philosophia Colus« (das. 1662); »Anthropodemus plutonicus« (Magdeb. 1666); »Gazophylaci gaudium« (Leipz. 1667); »Blocksberges Verrichtung oder ausführlicher geographischer Bericht von... dem Blocksberge, ingleichen von der Hexenfahrt und Zaubersabbath, so auf solchen Berge die Unholden aus gantz Teutschland jährlich den 1. maij in S. Walpurgisnacht anstellen sollen« (Leipz. und Frankf. 1668); »Philologemata abstrusa de pollice« (Leipz. 1677) u. a. Vgl. Fr. Zarncke in der »Allgemeinen deutschen Biographie«, Bd. 26.

3) Franz, Semitist, geb. 22. Dez. 1847 in Berlin, studierte hier und in Leipzig, habilitierte sich 1873 in Berlin, wurde hier 1875 außerordentlicher Professor, übernahm 1880 das Ordinariat in Breslau und folgte 1893 einem Rufe nach Halle. Von seinen Veröffentlichungen sind hauptsächlich zu nennen: »Mashafa tomâr, das äthiopische Briefbuch« (mit Übersetzung, Leipz. 1869); »Grammatik der Tigriñasprache« (Halle, 1871); »Beiträge zur Erklärung der himjarischen Inschriften« (das. 1872–74, 3 Hefte); »Die amharische Sprache« (das. 1879); »Äthiopische Grammatik« (auch in lat. Ausgabe, Karlsr. u. Leipz. 1886); »Über die hamitischen Sprachen Ostafrikas« (in den »Beiträgen zur Assyriologie«, Bd. 2, Leipz. 1892; die beste über den Gegenstand existierende Arbeit); »Zur Grammatik der Gallasprache« (Berl. 1893); »Über den rückweichenden Accent im Hebräischen« (Halle 1897); »Das Targum zu Josua in jemenischer Überlieferung« (Berl. 1899); »Das Targum zum Buch der Richter in jemenischer Überlieferung« (das. 1900); »Über die Herkunft der hebräischen Accente« (das. 1901) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 268.
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