Riemenschneider

[920] Riemenschneider, Tilman, Bildhauer und Holzschnitzer, genannt »Meister Till (oder Dill)«, geb. 1468 (?) in Osterode am Harz, gest. 8. Juli 1531 in Würzburg, ist 1483 in Würzburg als Bildschnitzergeselle beurkundet und erhielt 1485 hier das Bürgerrecht. Er wurde wiederholt in den Rat der Stadt gewählt und 1520 erster Bürgermeister. Wegen seiner Beteiligung an dem Bauernaufstand von 1525 wurde er gefangen gesetzt, gefoltert und aus dem Rat ausgestoßen. In Stein schuf R. das Grabmahl Eberhards von Grumbach (gest. 1487) in der Kirche zu Rimpar, die Statuen Adams und Evas (1493) am Südportal der Marienkirche zu Würzburg, die Statuen Christi und Johannis des Täufers an den Strebepfeilern (1500–06), das Grabmal Konrads vom Schaumberg (gest. 1499) in derselben Kirche, die Grabmäler der Fürstbischöfe R. v. Scherenberg (gest. 1495) und Lorenz v. Bibra (gest. 1519) im Dom zu Würzburg, die Beweinung Christi in einer Gruppe an der Kirche zu Heidingsfeld (1508) und in einem Hochrelief in der Kirche zu Maidbrunn bei Würzburg (1525). Sein Hauptwerk auf diesem Gebiet ist das Grabmonument Heinrichs II. und seiner Gemahlin Kunigunde im Dom zu Bamberg (1513 vollendet, s. Tafel »Grabmäler«, Fig. 11). Unter seinen geschnitzten Altären ragen der Magdalenenaltar in Münnerstädt (1490), der Marienaltar in Creglingen (nach 1495), der Blutaltar in St. Jakob zu Rothenburg und der Kreuzaltar in Detwang (um 1500) hervor; andre befinden sich ebenfalls in Rothenburg, in Heilbronn, Bibra und in Museen (besonders Nürnberg und München). Genannt sei außerdem das Madonnenbild in Rosen kranzumrahmung in der Wallfahrtskapelle bei Volkach (vgl. auch Tafel »Bildhauerkunst X«, Fig. 6). R. erscheint von Schongauer und vielleicht von Syrlin beeinflußt. Dem dramatisch Bewegten abhold, zeigt er milden Ernst und zarte Anmut, verbunden mit einem seinen dekorativen Gefühl. Sämtliche von R. herrührende oder ihm zugeschriebene Werke hat Streit (Berl. 1888) in 93 Lichtdrucken herausgegeben. Vgl. E. Tönnies, Leben und Werke des Würzburger Bildschnitzers Tilman R. (Straßb. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 920.
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