Schiffbruch

[774] Schiffbruch, der Verlust eines Schiffes, herbeigeführt durch Scheitern oder Strandung. Ursachen des Schiffbruchs sind: Unkenntnis der Gegend, Irrtum über den Schiffsort, Unkenntnis der Kompaßablenkungen oder der Strömungen des Meeres, auch Unvorsichtigkeit, namentlich Unterlassen des Lotens. Bei Sturm kann S. eintreten, sobald das Schiff nicht mehr in der Gewalt der Besatzung ist. Zur Verhütung des Scheiterns und Strandens dienen die Seezeichen, Leuchtfeuer, Nebel-, Not-, Lotsen- und Sturmsignale. S. kann auch herbeigeführt werden durch Zusammenstoß zweier Schiffe auf See, eine Folge von Unaufmerksamkeit oder falschem Manöver beim Aus weichen, bei mangelhafter Führung der für die Nacht vorgeschriebenen Lichter (s. Positionslichter), durch Farbenblindheit einer mit dem Ausguck oder der Führung des Schiffes betrauten Person oder endlich bei Nebel. Zur Vermeidung von Zusammenstößen sind internationale Regeln vereinbart worden (s. Seestraßenrecht). Zum S. im weitern Sinne muß auch das Verbrennen eines Schiffes und das Leckspringen auf offener See gerechnet werden. Letzteres kann erfolgen bei einem Sturm, wenn die Verbände des Schiffes zu sehr angestrengt werden, bei zu starkem Anziehen der Wanten oder beim Durchrosten von Bodenplatten eiserner Schiffe. Diese Ereignisse sind die gefährlichsten, weil meist keine Hilfe in der Nähe ist. Verschollene Schiffe sind wohl oft auf solche Weise zugrunde gegangen. Die großen Geschwindigkeiten, mit denen die modernen Schiffe fahren, bedingen bei S. meist Massenverlust an Menschenleben. Die Zahl der Schiffsunfälle ist von der Witterung abhängig. An den deutschen Küsten zählte man 1905: 645 Schiffsunfälle, wobei 53 Schiffe vollständig verloren gingen, 27 Personen ertranken und 461 Personen aus Lebensgefahr gerettet wurden. Alljährlich erscheinen Listen der verlornen Schiffe durch das »Bureau Veritas« in Paris, desgleichen Wandkarten, die an den Küsten untergegangene Schiffe verzeichnen.

Tabelle

Vgl. Artikel »Rettungswesen zur See«; »Die Gefahren zur See« (Leipz. 1790); Wislicenus, Schutz für unsre Seeleute! (das. 1894); J. Schmitz, »Die transatlantischen Schnelldampfer, die Gefahren der Seereise und die Rettungsmittel der Seeschiffe« (das. 1896); Noussanne, Les grands naufrages (Par. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 774.
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