Schlenther

[844] Schlenther, Paul, Schriftsteller, geb. 20. Aug. 1854 in Insterburg, studierte in Leipzig, Heidelberg und Berlin Philosophie und Germanistik und wurde 1880 in Tübingen promoviert auf Grund der Schrift: »Frau Gottsched und die bürgerliche Komödie. Ein Kulturbild aus der Zopfzeit« (Berl. 1886). Seit 1881 literarisch tätig, trat er 1886 in die Redaktion der »Vossischen Zeitung« als erster Theaterreferent und Redakteur der Sonntagsbeilage ein und erwarb sich bald den Ruf eines der angesehensten Kritiker Berlins. Von ihm erschienen: »Botho von Hülsen und seine[844] Leute« (Berl. 1883); »Ludwig Holbergs dänische Schaubühne«, eine kritisch erläuterte Ausgabe der ältesten deutschen Holberg-Übersetzungen (mit J. Hoffory, das. 1888, 2 Bde.); »Wozu der Lärm? Genesis der Freien Bühne« (das. 1889); »Der Frauenberuf im Theater« (das. 1894); »Gerhart Hauptmann. Sein Lebensgang und seine Dichtung« (1.–3. Aufl., das. 1898); »Bernhard Baumeister. 50 Jahre Burgtheater« (Wien 1902). Auch gab er das Sammelwerk »Das neunzehnte Jahrhundert in Deutschlands Entwickelung« (Berl. 1900–03, Bd. 1 bis 7) heraus und ist neben G. Brandes und Elias Mitherausgeber der deutschen Ausgabe von Ibsens Werken (s. Ibsen). Mit O. Brahm begründete er 1889 den Berliner Verein »Freie Bühne«, dessen Vorsitzender er seit 1893 war. Er ist ein eifriger Wortführer der modernen literarischen Bestrebungen, namentlich ein Vorkämpfer G. Hauptmanns. 1898 folgte er einem Ruf als Direktor des Hofburgtheaters nach Wien, wohin ihm im nächsten Jahr auch seine Gattin (Paula Conrad) folgte, die sich in Berlin als langjähriges Mitglied des königlichen Schauspielhauses großer Beliebtheit erfreute.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 844-845.
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