Servĭus Tullĭus

[379] Servĭus Tullĭus, der sechste röm. König, von 578–534 v. Chr., nach der gewöhnlichen Sage Sohn eines Gottes und einer Sklavin des Tarquinius Priscus, Ocrisia, wuchs im Hause des Königs auf und wurde von Tarquinius zu seinem Eidam und Nachfolger gewählt, obwohl er selbst zwei Söhne hatte. Eine andre Überlieferung hat der Kaiser Claudius etrurischen Jahrbüchern entnommen, nach der S. ein Etrusker, namens Mastarna, war, sich der Herrschaft mit Gewalt bemächtigte und erst als römischer König den Namen S. annahm. Er schloß mit den Latinern ein Bündnis und bewog sie, die Oberhoheit Roms anzuerkennen; er zog den Viminalischen und Esquilinischen Hügel in den Umfang der Stadt, die er mit einer Mauer und mit Wall und Graben umgab; als sein Hauptwerk aber wird die Jahrhunderte dauernde Servianische Verfassung gefeiert, die, um den Bürgern nach dem Vermögen Rechte und Lasten zuzumessen, das gesamte Volk, also auch die Plebejer, die so zuerst in den Genuß von Volksrechten eintraten, sowohl für die Heeresverfassung als für die Komitien auf Grund des Zensus (s. d.) in 193 Zenturien und den römischen Boden, Stadt und Flur, zum Zwecke der Verwaltung in Bezirke, Tribus, 4 städtische und (angeblich) 26 ländliche, einteilte. S. wurde von einem Sohne seines Vorgängers, dem spätern König Tarquinius Superbus, mit dem sich eine seiner Töchter verheiratet hatte, vom Throne gestoßen und ermordet. Vgl. Gardthausen, Mastarna oder S. T. (Leipz. 1882).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 379.
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