Speidel

[705] Speidel, 1) Wilhelm, Klavierspieler und Komponist, geb. 3. Sept. 1826 in Ulm, gest. 13. Okt. 1899 in Stuttgart, erhielt seine Ausbildung am Münchener Konservatorium, bereiste darauf als Virtuos alle größern Städte Deutschlands, ward 1854 Musikdirektor in seiner Vaterstadt und drei Jahre später Lehrer an dem von ihm mitbegründeten Konservatorium in Stuttgart. 1874 begründete er ein eignes Musikinstitut, nahm aber 1884 seine Tätigkeit am Konservatorium wieder auf. Zugleich war er seit 1857 Dirigent des Stuttgarter Liederkranzes. Als Komponist hat sich S. durch einige Orchester- und Kammermusikwerke, Klavierstücke, Lieder, Männer- und gemischte Chöre bekannt gemacht.

2) Ludwig, Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 11. April 1830 in Ulm, gest. 3. Febr. 1906 in Wien, sollte ebenfalls Musiker werden, wendete sich aber bald in München der Journalistik zu, ging 1855 als Korrespondent der »Allgemeinen Zeitung« nach Wien, wo er bald auch als einer der angesehensten Kritiker für verschiedene Wiener Blätter tätig war, und trat 1872 in die Redaktion der »Neuen Freien Presse« ein. Außer zahlreichen, durch glänzende Form ausgezeichneten Feuilletons schrieb S. größere Beiträge zur Wiener Theatergeschichte für die Denkschrift »Wien 1848–1888« (Wien 1888) und für das Werk »Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild« (Bd. 1, das. 1886). Mit H. Wittmann veröffentlichte er die »Bilder aus der Schillerzeit« (Stuttgart 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 705.
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