Suite

[192] Suite (franz., spr. ßwīt'), Folge, Gefolge, besonders von Militärpersonen, die den Landesherrn oder höhere Vorgesetzte bei Besichtigungen begleiten; über Offiziere à la s. s. Offizier. – In der Musik ist S. (Partie, Partita, franz. auch Ordre) eine der ältesten mehrsätzigen (zyklischen) Formen, die Zusammenstellung mehrerer Tänze verschiedenen Charakters, aber gleicher Tonart und gewöhnlich auch wenigstens teilweise verwandten thematischen (motivischen) Inhalts. Die ältesten derartigen Verbindungen mehrerer Tänze (Pavane und Gaillarde) reichen tief ins 16. Jahrh. zurück. Voll ausgebildete Variationensuiten von vier Sätzen finden sich 1611 komponiert von Paul Peurl (Paduana, Intrade, Dantz, Gaillarde), solche von fünf Sätzen (Pavane, Gaillarde, Courante, Allemande, Tripla) bilden J. H. Scheins »Banchetto musicale« (1617, 20 Suiten). Seit 1650 erscheint an der Spitze der Tanzsuite, die nun zum Unterschied von der italienischen Kirchensonate (Sonata da chiesa) Sonata da camera heißt, öfter eine Symphonia oder Sonata (Ahle, Rubert, J. J. Löwe, Diedrich Becker, Johann Rosenmüller), ein Präludium (Reusner) oder eine französische Ouvertüre (Kusser, Telemann, Fasch, Bach). Die Lauten- und Klavierkomponisten fanden die Form vollständig entwickelt vor. Die vier charakteristischen Teile der S., wie sie sich unter der Hand der Klaviermeister schließlich festsetzte, sind: Allemande, Courante, Sarabande und Gigue; wurden mehr Sätze eingeschoben (Intermezzi: Gavotte, Passepied, Branle, Bourrée, Menuett, auch Doubles über ein Tanzstück), so geschah das in der Regel zwischen Sarabande und Gigue. Selten erscheint ein eingeschobener Satz vor der Sarabande. Über den Charakter der einzelnen Sätze s. die Spezialartikel. In neuerer Zeit ist die Orchestersuite durch Franz Lachner noch einmal zu neuer Bedeutung gebracht worden. Vgl. Kretzschmar, Führer durch den Konzertsaal, 1. Abt.: Sinfonie und S. (3. Aufl., Leipz. 1898, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 192.
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