Kretzschmar

[643] Kretzschmar, 1) Eduard, Holzschneider, geb. 21. März 1806 in Leipzig, gest. 7. Juli 1858 in Berlin, war erst Konditor, bildete sich sodann in der Formschneidekunst bei Friedrich Unzelmann in Berlin aus und begründete seinen Ruf 1839–42 durch zahlreiche Blätter nach Adolf Menzels Illustrationen zur »Geschichte Friedrichs d. Gr.« von Kugler. Es folgten zwölf Blätter nach Bildnissen preußischer Heerführer von Menzel u. d. T.: »Aus König Friedrichs Zeit« (neue Ausg. 1886). Auch an andern Holzschnittwerken hatte K. inzwischen teilgenommen, z. B. an den »Volksmärchen« von Musäus, an dem »Nibelungenlied«, den Illustrationen zu »Washington Irving« von Ritter und Camphausen, dem »Tierleben der Alpenwelt« von Fr. Tschudi, gezeichnet von G. W. Georgy, den »Vier Jahreszeiten« von Roßmäßler und seit 1846 an der »Illustrierten Zeitung«.

2) Hermann, Musikschriftsteller, geb. 19. Jan. 1848 in Olbernhau, studierte in Leipzig Philologie[643] und zugleich Musik am Konservatorium daselbst, erlangte 1871 den Doktorgrad, wurde in demselben Jahre Lehrer am Leipziger Konservatorium und war daneben einige Jahre als Dirigent verschiedener Musikgesellschaften tätig, bis er 1877 als akademischer und städtischer Musikdirektor nach Rostock ging. 1887 kehrte er als Universitätsmusikdirektor nach Leipzig zurück, wo er 1890 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde, außerdem die Leitung des Riedelschen Gesangvereins (bis 1898) übernahm und 1890–95 die »akademischen Konzerte« für Orchester dirigierte. 1898 übernahm er die Vorträge über Musikgeschichte am Konservatorium. 1904 wurde er als ordentlicher Professor der Musikwissenschaft an die Berliner Universität berufen. Studienreisen zu musikgeschichtlichen Arbeiten führten K. nach England und mehrmals nach Italien. Er schrieb außer mehreren kleinern Monographien über Chorgesang, Peter Cornelius, die öffentliche Musikpflege in Amerika u. a. (in Waldersees »Sammlung musikalischer Vorträge«) und wertvollen Aufsätzen in den »Grenzboten« und der »Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft« den vortrefflichen »Führer durch den Konzertsaal« (Leipz. 1887–90, 3 Bde.; Bd. 1: Sinfonie und Suite, in 3. Aufl. 1898; Bd. 2: Kirchliche Werke, und Bd. 3: Oratorien und weltliche Chorwerke in 2. Aufl. 1895 u. 1899; auch in Einzelausgaben als »Kleiner Konzertführer«, 79 Nrn.); »Musikalische Zeitfragen« (das. 1903) und lieferte eine Neubearbeitung von Lobes »Lehrbuch der musikalischen Komposition«. Von eignen Kompositionen veröffentlichte er einige Orgelwerke, Chöre und Lieder. Seit 1880 war er mit der Pianistin Klara Meller, geb. 3. Febr. 1860 in Clifton bei Bristol, gest. 6. Mai 1903 in Jena, verheiratet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 643-644.
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