Unzelmann

[947] Unzelmann, 1) Schauspielerfamilie, von der folgende Mitglieder berühmt geworden sind: Karl Wilhelm Ferdinand, geb. 1. Juli 1753 in Braunschweig, gest. 21. April 1832, wirkte an mehreren Theatern Deutschlands als ausgezeichneter Komiker, seit 1788 in Berlin, wo er von 1814–23 Regisseur des Schau- und Lustspiels war. Seine besten Rollen waren: der Wachtmeister in »Minna von Barnhelm«, Vansen in »Egmont«, der Bürgermeister in den »Deutschen Kleinstädtern«, Martin in »Fanchon«. Seine Gemahlin war die nachmalige berühmte Bethmann (s. d. 2). – Sein Sohn Karl Wolfgang, geb. 6. Dez. 1786 in Mainz, gest. 21. März 1843 in Berlin, wurde von Goethe der Bühne zugeführt, die er 1802 in Weimar zuerst betrat, und übertraf bald seinen Vater an Gewandtheit und Vielseitigkeit. Er wirkte mit größter Auszeichnung in der Posse wie im Lustspiel und war seiner Zeit der beste Bonvivant der deutschen Bühne. 1821 verließ U. Weimar und nahm in Dresden, 1823 in Wien, 1824 in Berlin, dann in rascher Folge bei verschiedenen andern Bühnen Engagement. Seine ungeregelte Lebensweise führte ihn zum Selbstmord. Er ertränkte sich im Berliner Tiergarten. – Berta, Nichte des vorigen, geb. 19. Dez. 1822 in Berlin, gest. 7. März 1858 in Wien, betrat 1842 als LuiseKabale und Liebe«) die Bühne in Stettin, war von 1842–43 beim Königsstädter Theater in Berlin, dann in Neustrelitz, Bremen und Leipzig angestellt und folgte 1847 einem Ruf an das Hoftheater nach Berlin, wo sie sich mit dem Heldenspieler Joseph Wagner aus Wien verheiratete. Beide wurden 1850 beim Burgtheater in Wien lebenslänglich angestellt. 1854 zog sie sich wegen Krankheit von der Bühne zurück. Von hoher Bildung, war sie ausgezeichnet in der Auffassung und Darstellung weicher, gefühlvoller Charaktere und gehörte zu den berühmtesten Darstellerinnen des Gretchen.

2) Friedrich Ludwig, Holzschneider, Bruder von Karl Wolfgang U., geb. 1797 in Berlin, gest. un. Aug. 1854 auf einer Reise in Wien, machte seine Studien an der Akademie und bildete sich unter der Leitung von Gubitz aus. Sein Bestreben, die Holzschneidekunst aus dem Verfall zu neuer Blüte zu erheben, fand Unterstützung durch A. Menzel, mit dem U. um 1835 in Verbindung trat. Unter Menzels Einfluß bildete er den Faksimileschnitt aus und gelangte darin zu einer vollkommenen Meisterschaft. Nach Menzel schnitt er unter anderm den Tod des Franz von Sickingen, das Blatt zum Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst (Gutenberg und Schöffer), einen Teil der Illustrationen zur Geschichte Friedrichsd. Gr. von Kugler und zur Prachtausgabe der Werke Friedrichs d. Gr. (neue Ausg., Berl. 1886) und das Porträt Shakespeares, sein Hauptwerk (1851). Er wurde 1843 Mitglied und 1845 Professor der Holzschneidekunst an der Berliner Kunstakademie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 947.
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