Titus Flavĭus Vespasĭanus

[578] Titus Flavĭus Vespasĭanus, röm. Kaiser, der ältere Sohn des Kaisers Vespasianus, geb. 41 n. Chr., wurde am Hofe des Claudius und Nero mit Britannicus erzogen, begleitete seinen Vater 67 in den jüdischen Krieg, beendete ihn nach dessen Thronbesteigung glücklich mit der Eroberung und Zerstörung Jerusalems 70 und wurde von Vespasian zum Teilnehmer an der Regierung ernannt. Er hielt sich als solcher nicht frei von dem Vorwurf der Ausschweifung und sogar der Grausamkeit; indes nach des Vaters Tode 79 zum Throne gelangt, brach er energisch mit der Vergangenheit. Klagen wegen Majestätsbeleidigungen nahm er nicht an, unterzeichnete kein Todesurteil, suchte die schweren Unglücksfälle, die in seine Regierung fielen, den Ausbruch des Vesuvs 24. Aug. 79, durch den die Städte Herculaneum, Pompeji und Stabiä verschüttet wurden, eine drei Tage und drei Nächte wütende Feuersbrunst in Rom und eine Pest, auf alle Weise zu mildern und sorgte freigebig durch Bauten, z. B. durch die in Trümmern noch vorhandenen, alle frühern durch Großartigkeit übertreffenden Thermen, auch für die Bequemlichkeit und Annehmlichkeit des Volkes. Er starb 13. Sept. 81, ein begabter Fürst von einnehmendem Wesen und seiner Bildung und von den dankbaren Römern als »Lust und Liebe des Menschengeschlechts« (»amor et deliciae generis humani«) gefeiert. Eine vortreffliche Marmorstatue des Kaisers befindet sich im Louvre zu Paris. Vgl. Beulé, Titus u. seine Dynastie (deutsch, Halle 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 578.
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