Toggenburg

[589] Toggenburg, ehemals eine Grafschaft der Schweiz, die voralpine Talstufe der Thür umfassend, deren Besitzer (Grafen von T.) zu den reichsten und angesehensten Dynasten des Landes gehörten. Nach dem Erlöschen des Geschlechtes (1436) fiel die Grafschaft an die Freiherren von Raron, die sie 1469 an den Abt von St. Gallen verkauften. Infolge der Religionsspaltung entstand eine Menge von Zerwürfnissen zwischen Stift und Landschaft, so daß die Züricher und Berner, von den Toggenburgern angerufen, mit den katholischen Orten handgemein wurden (Toggenburger oder Zwölferkrieg von 1712). 1803 wurde das Ländchen dem Kanton St. Gallen zugeteilt. Es zerfällt in die vier Bezirke Ober-, Neu-, Alt- und Unter-T., von denen Alt-T. (11,827 Einw.) vorherrschend katholisch, die drei andern, mit 44,288 Einw., überwiegend protestantisch sind. Die Hauptindustrie ist Baumwollspinnerei (s. Sankt Gallen, S. 558,1. Spalte). Die dicht besiedelte Landschaft mit einer aufgeweckten Bevölkerung, die sich mit Industrie, Land- und Alpenwirtschaft beschäftigt und in 25 blühenden Gemeinden stattliche Dörfer aufweist, ist durch die Linie Wyl-Ebnat erschlossen; dazu kommt die bald vollendete Bodensee-Toggenburger Bahn mit dem Rickentunnel ins Linthtal, eine Lokalbahn von Ebnat an aufwärts mit Luftkurorten. Die oberste Talgemeinde ist Wildhaus, der Geburtsort Zwinglis (Luftkurort). Vgl. Wegelin, Geschichte der Landschaft T. (St. Gallen 1857); Hagmann, Das T. (Lichtensteig 1877) und Führer durch das T. (hrsg. vom Verkehrsverein).[589]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 589-590.
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