Tschitschagow

[780] Tschitschagow, Wasilij Jakowlewitsch, russ. Admiral, geb. 1726, gest. 1809, nahm 1765 und 1766 an großen Expeditionen im Eismeer teil, befehligte im Türkenkrieg 1773–75 die donische Flottille und wurde 1788 im Kriege mit Schweden Oberbefehlshaber der baltischen Flotte; er besiegte 1790 die Schweden bei Reval und beschleunigte so den Abschluß des Friedens. – Sein Sohn Paul Wasiljewitsch, geb. 1762, gest. 1. Sept. 1849 in Paris, ward 1812 zum Admiral ernannt. Im Mai d. J. übernahm er an Kutusows Stelle den Oberbefehl über die russische Moldauarmee und schloß 28. Mai den Frieden von Bukarest ab; sodann befehligte er die dritte Westarmee, eroberte zwar im November Minsk und Borissow, ward aber 28. Nov. an der Beresina von 8000 Mann Franzosen, Schweizern und Polen unter Oudinot, Ney und Dombrowski geschlagen und von Ney bis nach Stachowa zurückgeworfen. Deshalb in Ungnade gefallen, lebte er seitdem meist in Frankreich und England, wo er sich durch eine Denkschrift: »Retreat of Napoleon« (Lond. 1817), verteidigte. Da er 1834 dem Ukas, der alle im Ausland verweilenden Russen in ihr Vaterland zurückrief, nicht nachkam, ward er seiner Würden und seiner Güter beraubt. Seine »Mémoires inédits« über den Krieg von 1812 erschienen 1855 in Berlin (2. Aufl., Leipz. u. Par. 1862).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 780.
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