Unitarĭer

[921] Unitarĭer (lat.), neuere Bezeichnung für diejenigen protestantischen Richtungen, welche die Trinität (s. d.) verwerfen. Solche gibt es seit dem 16. Jahrh. in Ungarn und Polen (s. Socinianer). Insonderheit aber heißen so die 1773 von Lindsey in London, Christin in Montrose und später von Priestley (s. d.) in Birmingham gestifteten Gemeinden, von denen die von Channing (s. d.) und Th. Parker (s. d.) gestifteten Gemeinden Absenker sind. In England wurde das Bekenntnis zum Unitarismus bis 1813 mit dem Tode bestraft, seitdem hat er sich sehr ausgebreitet und zählt gegenwärtig 364 zur British and foreign Unitarian Association zusammengeschlossene Gemeinden. Der Unitarismus ist durchaus undogmatisch; einig in der Verwerfung der Trinität bei im übrigen völliger Freiheit, daher ihm sowohl Theïsten, wie Francis Newman, als auch Anhänger von Strauß und Spencer huldigen (Verehrung des Universums, Kosmismus, Evolutionstheorie etc.). In Nordamerika haben sich 1815 aus den Kongregationalisten und Puritanern U. gebildet (ca. 460 Gemeinden); sie sind als American Unitarian Association im Besitz der Harvard-Universität zu Cambridge in Massachusetts. In Siebenbürgen sind etwa 75,000 U. unter einem Bischof (zurzeit Ferencz) und Konsistorium in Kolozsvar (Klausenburg) organisiert. Seit 1903 besteht eine Gemeinde in Christiania (Norwegen). In lebhafter Fühlung mit der kontinentalen Wissenschaft haben die Gelehrten der U. (Beard, Martineau, Brooke, Peabody u. a.) Hervorragendes geleistet (Hibbert Lectures). Dem internationalen religiösen Austausch dient das 1901 begründete, alle zwei Jahre tagende International Council of Unitarian and other liberal relegious thinkers and workers. Vgl. Bonet-Maury, Des origines du christianisme unitaire chez les Anglais (Par. 1881); Allen, Historical sketch of the Unitarian movement since the reformation (New York 1894); Allen und Eddy, History of the Unitarians and the Universalists in the United States (das. 1894); G. W. Cooke, Unitarianism in Amerika (Bost. 1902); Ferencz, A short account of the Unitarian Church of Hungary (Budapest 1907); »Essex Hall Year Book« (das.); die Zeitschriften: »The Inquirer«, »The Christian Life« (in England); »The Christian Register« (in Amerika).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 921.
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